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BUNDESVERFASSUNG
OBLIGATIONENRECHT
BUNDESGESETZ ÜBER DAS INTERNATIONALE PRIVATRECHT
LUGANO-ÜBEREINKOMMEN
STRAFPROZESSORDNUNG
ZIVILPROZESSORDNUNG
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ZIVILGESETZBUCH
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BUNDESGESETZ ÜBER INTERNATIONALE RECHTSHILFE IN STRAFSACHEN
DATENSCHUTZGESETZ
BUNDESGESETZ ÜBER SCHULDBETREIBUNG UND KONKURS
SCHWEIZERISCHES STRAFGESETZBUCH
CYBERCRIME CONVENTION
HANDELSREGISTERVERORDNUNG
- I. Übersicht
- II. Inhalt des Zahlungsbefehls (Abs. 1)
- III. Miet-/Pachtzinssperre (Abs. 2)
- Literaturverzeichnis
I. Übersicht
1 Art. 152 SchKG regelt zweierlei:
Nach Empfang des Betreibungsbegehrens erlässt das Betreibungsamt ohne unnötigen Verzug den Zahlungsbefehl (Art. 69 Abs. 1 und Art. 152 Abs. 1 SchKG), um diesen dem betriebenen Schuldner und an allfällige Mitbetriebene zuzustellen (Art. 153 SchKG; vgl. auch Art. 71 Abs. 1 SchKG).
Es handelt sich hierbei nur um eine Ordnungsvorschrift, deren Verletzung die Gültigkeit des Zahlungsbefehls nicht berührt; allerdings kann eine ungebührliche Verzögerung die Haftung des Kantons (Art. 5 SchKG) nach sich ziehen (CR-Foëx, Art. 152 SchKG N. 6; Gilliéron, Art. 69 SchKG N. 4). Für die Betreibende besteht (zusätzlich) die Möglichkeit, eine Beschwerde wegen Rechtsverzögerung zu erheben (Art. 17 Abs. 3 SchKG; vgl. BSK-Wüthrich/Schoch, Art. 71 SchKG N. 3). Der Inhalt des Zahlungsbefehls bestimmt sich primär nach Art. 69 Abs. 2 SchKG; für die Betreibung auf Pfandverwertung sieht Art. 152 Abs. 1 SchKG einige Besonderheiten vor (vgl. die Marginalie; N. 2 ff.).Bestehen auf dem verpfändeten Grundstück Miet- oder Pachtverträge kann die betreibenden Pfandgläubigerin eine sogenannte Miet-/Pachtzinssperre beantragen; die Mieter/Pächter sind darüber zu benachrichtigen (Art. 152 Abs. 2 SchKG; N. 23 ff.).
II. Inhalt des Zahlungsbefehls (Abs. 1)
A. Vorbemerkungen
2 Art. 69 Abs. 2 und Art. 152 Abs. 1 SchKG regeln den Inhalt des Zahlungsbefehls. Zunächst hat der Zahlungsbefehl die Angaben des Betreibungsbegehrens zu übernehmen (Art. 69 Abs. 2 Ziff. 1 SchKG):
3 Inhaltliche Mängel des Zahlungsbefehls kann der Betriebene mittels Beschwerde nach Art. 17 SchKG rügen. In Ausnahmefällen kann ein Mangel zur Nichtigkeit des Zahlungsbefehles führen.
4 Für den Zahlungsbefehl ist das Musterformular Nr. 3a (Faustpfandverwertung) oder 3b (Grundpfandverwertung) zu verwenden.
B. Pfandgegenstand
5 Die betreibende Pfandgläubigerin hat in ihrem Betreibungsbegehren den Pfandgegenstand möglichst genau zu bezeichnen (s. OK-Paydar, Art. 151 SchKG N. 24), damit das Betreibungsamt diese Angaben in den Zahlungsbefehl übernehmen kann.
6 Der materielle Bestand des behaupteten Pfandrechtes prüft das Betreibungsamt grundsätzlich nicht (weiterführend OK-Paydar, Art. 151 SchKG N. 25).
C. Zahlungsfristen (Abs. 1 Ziff. 1)
1. Vorbemerkungen
7 Im ordentlichen Betreibungsverfahren beträgt die anzusetzende Zahlungsfrist zwanzig Tage (Art. 69 Abs. 2 Ziff. 2 SchKG). In der Betreibung auf Pfandverwertung sieht das Gesetz längere Zahlungsfristen vor (Art. 151 Abs. 1 Ziff. 1 SchKG):
einen Monat in der Faustpfandverwertung (vgl. Art. 37 Abs. 2 SchKG)
sechs Monate in der Grundpfandverwertung (vgl. Art. 37 Abs. 1 SchKG)
8 Die längeren Zahlungsfristen in der Betreibung auf Pfandverwertung werden damit begründet, dass der Zeitraum zwischen Zustellung des Zahlungsbefehls und Verwertungsstadium verkürzt ist (das Pfändungsstadium fällt im Pfandverwertungsverfahren weg). Dem Schuldner soll auch in der Betreibung auf Pfandverwertung genügend Zeit zur Verfügung stehen, die Forderung der betreibenden Gläubigerin zu tilgen und damit die Verwertung des Pfandgegenstandes abzuwenden.
2. Beginn des Fristenlaufs
9 Die Zustellung des Zahlungsbefehls löst die Zahlungsfrist aus (vgl. auch Art. 154 Abs. 1 SchKG).
Bei der Zustellung des Zahlungsbefehls handelt es sich gemäss bundesgerichtlicher Rechtsprechung um eine Betreibungshandlung i.S.v. Art. 56 SchKG.
BGE 132 II 153 E. 3.3; BGE 121 III 284 E. 2a; BGer 5A_5/2009 vom 9.7.2009 E. 3 m.w.V. Siehe auch Ernst/Oberholzer/Sunaric, Rz. 466, wonach die Anwendung von Art. 56 ff. SchKG eine Betreibungshandlung voraussetzt. Zum Begriff der Betreibungshandlung BGer 5A_448/2011 vom 31.10.2011 E. 2.5; BGE 121 III 88 E. 6c/aa; BGE 143 III 149 E. 2.1 a.E. Deshalb entfaltet die Zustellung während der Schonzeit (oder auch Sperrzeit; s. dazu die Aufzählung in Art. 56 SchKGDas Gesetz sieht drei Arten von Schonzeiten vor: Geschlossene Zeiten (20.00 bis 7.00 Uhr sowie Sonntage und staatlich anerkannte Feiertage; an Samstagen sind Betreibungshandlungen hingegen zulässig [BGE 114 III 55 E. 1b]), Betreibungsferien und Rechtsstillstand. ) erst am ersten Tag nach deren Ablauf Rechtswirkung (aufgeschobene Wirksamkeit);BGE 132 II 153 E. 3.3; BGE 127 III 173 E. 3b; BGE 121 III 284 E. 2b; BGer 5A_120/2012 vom 21.6.2012 E. 3.3. Weiterführend zur aufgeschobenen Wirksamkeit BSK-Schmid/Bauer, Art. 56 SchKG N. 51 ff. mit zahlreichen Hinweisen (auch zu abweichenden Lehrmeinungen). mithin beginnt die Frist nach hier vertretener Auffassung am ersten Tag nach Ablauf der Schonzeit zu laufen (Art. 142 Abs. 2 ZPO; Bsp.: Zustellung des Zahlungsbefehls am Sonntag – Wirksamkeit der Zustellung und Fristbeginn am Montag). Eben Gesagtes gilt nicht für die in Art. 57 SchKG geregelten Fälle (Betriebener befindet sich im Militär-, Schutz- oder Zivildienst)BGE 127 III 173 E. 3. Weiterführend BSK-Schmid/Bauer, Art. 57 SchKG N. 13 f. und in bestimmten Konstellationen von Art. 59 SchKG;SK-Penon/Wohlgemuth, Art. 56 SchKG N. 13 und Art. 59 SchKG N. 19 f. m.w.V. Betreibungshandlung während des Rechtsstillstandes sind in diesen Fällen nichtig. Soweit der Rechtsstillstand bereits drei Monate gedauert hat, ist in der Grundpfandverwertung der Zahlungsbefehl trotzdem zuzustellen (Art. 57b Abs. 2 SchKG),Vgl. SK-Penon/Wohlgemuth, Art. 57b SchKG N. 4: «Aufgrund der Gesetzessystematik (vgl. SchKG 57b Abs. 1) kann mit ‹Pfandverwertung› nur eine Grundpfandverwertung gemeint sein.» d.h., die Frist kann in diesen Fällen während dem Rechtsstillstand zu laufen beginnen.Vgl. CR-Marchand, Art. 57b SchKG N. 1. Sollte entgegen der hier vertretenen Auffassung eine kumulierte Anwendung von Art. 142 Abs. 1 und 2 ZPO – wie von einem Teil der Lehre vertreten – bejaht werden (s. N. 10), beginnen nicht nur die Tagesfristen, sondern auch die Monatsfristen am Tag nach Zustellung des Zahlungsbefehls zu laufen (Bsp.: Zustellung am 15. Februar 2023 – Fristbeginn am 16. Februar 2023).
Siehe die Quellen in Fn. 27. Der Fristbeginn fällt auch dann auf den Tag nach Zustellung, wenn es sich beim diesem Tag (dem ersten Tag des Fristenlaufs bzw. dem Tag nach Zustellung) um einen Samstag, Sonntag oder staatlich anerkannten Feiertag handelt.SK-Maisano/Milani/Schmid, Art. 31 SchKG N. 32 m.w.V.; Staehelin, S. 645. Für die Zustellung an einem Sonntag oder staatlich anerkannten Feiertag (ausgenommen sind die Samstage, die nicht von Art. 56 Ziff. 1 SchKG erfasst sindBGE 114 III 55 E. 1b. ) oder während anderweitigen Schonzeiten gilt das im Lemma zuvor Gesagte: Sofern die Betreibungshandlung nicht nichtig ist, entfaltet die Zustellung während der Schonzeit erst am Tag nach deren Ablauf Rechtswirkung; folglich beginnt die Frist – nach diesem Teil der Lehre – am zweiten Tag nach Ablauf der Schonzeit zu laufen (Art. 142 Abs. 1 ZPO; Bsp.: Zustellung des Zahlungsbefehls am Sonntag – Wirksamkeit der Zustellung am Montag – Fristbeginn am Dienstag).Ernst/Oberholzer/Sunaric, Rz. 462; BSK-Schmid/Bauer, Art. 56 SchKG N. 54 m.w.V.; Staehelin, S. 648. Sofern es zu einer nachträglichen Zustellung an einen Drittpfandeigentümer oder – bei einer Familienwohnung/gemeinsamen Wohnung – an einen Ehegatten/eingetragenen Partner kommt, ist die Zustellung des letzten Zahlungsbefehls für den Fristbeginn massgebend (vgl. Art. 98 Abs. 1 und Art. 100 Abs. 1 VZG;
Die VZG gelangt grundsätzlich einzig bei der Grundpfandverwertung zur Anwendung (vgl. Art. 1 Abs. 1 VZG). Aufgrund der vergleichbaren Rechtsstellung von Grund- und Faustpfandgläubigerin rechtfertigt es sich m.E., Art. 100 VZG sinngemäss auf die Faustpfandverwertung anzuwenden (so auch Schellenberg, S. 49 m.w.V., und BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 153 SchKG N. 29). s. OK-Paydar, Art. 151 SchKG N. 35).OGer ZH PS130226 vom 12.2.2014 E. 3.1; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 5a und Art. 154 SchKG N. 11.
3. Ende der Frist
10 Die Zahlungsfristen nach Art. 152 Abs. 1 Ziff. 1 SchKG sind als Monatsfristen (ein Monat bzw. sechs Monate) ausgestaltet. Demnach endet die Frist im letzten Monat an dem Tag, der dieselbe Zahl trägt wie der Tag, an dem die Frist zu laufen begann (Art. 142 Abs. 2 ZPO und Art. 31 SchKG; vgl. auch N. 9).
Die Berechnung der Monatsfristen ist in der Doktrin umstritten und – im Zusammenhang von Art. 142 ZPO – höchstrichterlich (noch) nicht abschliessend geklärt.
Zur ganzen Kontroverse Ernst/Oberholzer/Sunaric, Rz. 260 ff. mit zahlreichen Hinweisen auf Lehre und Rechtsprechung. Siehe BGE 144 IV 161 E. 2.3.2 = Pra 2019 Nr. 21, in welchem sich – im Zusammenhang mit der Strafantragsfrist nach Art. 31 StGB – folgende Aussage findet: «Quant aux arguments qu'il développe en lien avec l'art. 142 CPC, ces derniers reposent sur une interprétation littérale de l'art. 142 al. 1 et 2 CPC. […] Au surplus, l'auteur que le recourant cite à l'appui de son raisonnement admet que l'interprétation littérale de l'art. 142 al. 1 et 2 CPC qu'il préconise permet à l'intéressé de bénéficier d'un jour de plus que la durée pleine du délai en mois concerné et qu'elle ne correspond pas à la jurisprudence précité». In die andere Richtung deutet hingegen BGE 149 III 410 E. 6.2, wonach die 15-monatige Frist von Art. 166 Abs. 2 SchKG am Tag nach Zustellung des Zahlungsbefehles zu laufen beginne (Art. 142 Abs. 1 ZPO); allerdings geht das Bundesgericht nicht darauf ein, wie sich Abs. 1 und 2 des Art. 142 ZPO zueinander verhalten. Ähnlich zu den Jahresfristen BGer 5A_967/2015 vom 1.7.2016 E. 3; BGer 5A_186/2023 vom 29.11.2023 E. 3.2.2. Auf der einen Seite legt der Wortlaut von Art. 142 Abs. 1 und 2 ZPO eine Kumulation dieser Absätze nahe: Erfolgt die Zustellung des Zahlungsbefehls (in der Faustpfandverwertung) beispielsweise am 15. Februar 2023, beginnt die Monatsfrist am 16. Februar 2023 zu laufen (Abs. 1; «Fristen […] beginnen am folgenden Tag zu laufen.») und endet am 16. März 2023 um 24.00 Uhr (Abs. 2; «so endet sie [die Frist] im letzten Monat an dem Tag, der dieselbe Zahl trägt wie der Tag, an dem die Frist zu laufen begann.»).Dieser Ansicht folgen etwa das Obergericht des Kantons Zürich (OGer ZH LB140093 vom 17.2.2015 E. 5 f.), DIKE Komm.-Merz, Art. 142 ZPO N. 22, CR-Tappy, Art. 142 ZPO N. 17 ff., SK-Maisano/Milani/Schmid, Art. 31 SchKG N. 37, und BSK-Nordmann/Oneyser, Art. 31 SchKG N. 21. Vgl. auch BGer 5A_967/2015 vom 1.7.2016 E. 3 (in welche das Bundesgericht bei Jahresfristen sinngemäss dieser Ansicht folgt; bestätigt in BGer 5A_186/2023 vom 29.11.2023 E. 3.2.2.); BGE 149 III 410 E. 6.2. Auf der anderen Seite zeigt die Systematik in eine andere Richtung: Im schweizerischen Recht trägt der letzte Tag der Monatsfrist in der Regel dieselbe Zahl wie der Tag des fristauslösenden Ereignisses (so z.B. bei Art. 77 Abs. 1 Ziff. 3 ORBGE 144 III 152 E. 4.4.1–4.4.3; BK-Weber, Art. 77 OR N. 25. Vgl. auch BK-Wildhaber/Dede, Art. 132 OR N. 18. , Art. 31 StGBBGE 144 IV 161 E. 2.3.2 = Pra 2019 Nr. 21. , Art. 45 BGGFrésard, Art. 45 BGG N. 17 (zustimmend BGE 144 IV 161 E. 2.3.2 = Pra 2019 Nr. 21). A.A. BSK-Amstutz/Arnold, Art. 45 BGG N. 4. und Art. 38 ATSGBGE 131 V 314 E. 4.6; SK-Kieser, Art. 38 ATSG N. 31 m.w.V. ); somit würde im obigen Beispiel die Frist bereits am 15. März 2023 um 24.00 Uhr enden. Diese Fristberechnung steht auch im Einklang mit dem Europäischen Übereinkommen über die Berechnung von Fristen (SR 0.221.122.3)Vgl. Ernst/Oberholzer/Sunaric, Rz. 262; KUKO-Hoffmann-Nowotny/Brunner, Art. 142 ZPO N. 7. Anders BSK-Amstutz/Arnold, Art. 45 BGG N. 4; CR-Tappy, Art. 142 ZPO N. 19. und wird durch das teleologische Auslegungselement gestützt: Eine kumulierte Anwendung von Art. 142 Abs. 1 und 2 ZPO würde zu einer Verlängerung der Monatsfrist um einen Tag führen, was nicht dem Sinn und Zweck dieser Norm entspricht.Vgl. Weber, Jusletter 19.3.2012, Rz. 15. Sowohl die in Abs. 1 als auch Abs. 2 des Art. 142 ZPO enthaltenen Berechnungsregeln bezwecken je alleine, dass bei Fristen nur Tage mitgezählt werden, die voll zur Verfügung stehen; eine Kumulation würde daher bei den Monatsfristen – im Vergleich zu den nach Tagen bestimmten Fristen – zu einer zweckwidrigen Privilegierung führen.Vgl. BGE 144 III 152 E. 4.4.2. Da sich auch der Entstehungsgeschichte keine gegenteiligen Hinweise entnehmen lassen,Im Gegenteil: Die Entstehungsgeschichte deutet m.E. darauf hin, dass der Gesetzgeber mit Art. 142 ZPO gerade nicht eine vom Grundsatz abweichende Fristenregelung festlegen wollte; sowohl im Bericht zum VE-ZPO (S. 71, abrufbar unter https://www.bj.admin.ch/dam/bj/de/data/staat/gesetzgebung/archiv/zivilprozessrecht/vn-ber-d.pdf.download.pdf/vn-ber-d.pdf, besucht am 22.12.2023) als auch in der Botschaft zum E-ZPO (Botschaft zur Schweizerischen Zivilprozessordnung vom 28.6.2007, BBl 2006 7221 ff., S. 7308) finden sich dazu Hinweise. Dementsprechend fand sich im VE-ZPO eine dazu passende Formulierung (vgl. Art. 134 VE-ZPO; abrufbar unter https://www.bj.admin.ch/dam/bj/de/data/staat/gesetzgebung/archiv/zivilprozessrecht/entw-zpo-d.pdf.download.pdf/entw-zpo-d.pdf, besucht am 22.12.2023), die jedoch den Weg nicht (bzw. nur in abgewandelter Form) ins Gesetz gefunden hat; darin ist nach hier vertretener Ansicht ein gesetzgeberisches Versehen zu erblicken. liegt nach hier vertretener Ansicht der Schluss nahe, eine Kumulation abzulehnen; damit endet im obigen Beispiel die Frist richtigerweise am 15. (nicht 16.) März 2023 um 24.00 Uhr.So auch Weber, Jusletter 19.3.2012, Rz. 16; KUKO-Hoffmann-Nowotny/Brunner, Art. 142 ZPO N. 6; Ernst/Oberholzer/Sunaric, Rz. 262; Heinzmann, passim. Vgl. aber BGE 149 III 410 E. 6.2, der tendenziell eine Kumulation nahelegt. Fällt der letzte Tag einer Frist auf einen Samstag, Sonntag oder staatlich anerkannten Feiertag, so endet die Frist am nächsten Werktag (Art. 142 Abs. 3 ZPO).
SK-Maisano/Milani/Schmid, Art. 31 SchKG N. 27 und 39; BSK-Nordmann/Oneyser, Art. 31 SchKG N. 19 und 22; Stoffel/Chabloz, § 3 N. 42. Das gilt allerdings nur dann, wenn das Fristende nicht zugleich in die Zeit der Betreibungsferien oder des Rechtsstillstands fällt (dazu nachfolgendes Lemma). Der Vollständigkeit halber ist darauf hinzuweisen, dass die geschlossenen Zeiten i.S.v. Art. 56 Ziff. 1 SchKG (namentlich Sonntage und staatlich anerkannte Feiertage) nicht vom Anwendungsbereich des Art. 63 SchKG erfasst werden;BSK-Schmid/Bauer, Art. 63 SchKG N. 5 m.w.V. damit verlängert sich die Frist nicht um drei Tage, wenn die Frist am Samstag, Sonntag oder staatlich anerkannten Feiertag endet.Fällt das Fristende in die Zeit der Betreibungsferien oder des Rechtsstillstandes, so verlängert sich die Frist bis zum dritten Tag nach deren Ende; Samstag, Sonntag und staatlich anerkannte Feiertage zählen bei der Berechnung der Frist nicht mit (Art. 63 SchKG).
Vgl. BSK-Sievi, Art. 88 SchKG N. 20. Anders gesagt verlängert sich die Frist «bis zum Ablauf des dritten Werktages.»BSK-Schmid/Bauer, Art. 63 SchKG N. 4 («Ist z.B. der letzte Tag der Betreibungsferien ein Donnerstag, so ist der erste Tag der Verlängerung der Freitag und der dritte (letzte) Tag der Verlängerung der darauffolgende Dienstag»). Siehe auch SK-Penon/Wohlgemuth, Art. 63 SchKG N. 7. Handelt es sich beim letzten Tag der Betreibungsferien bzw. des Rechtsstillstandes um einen Samstag, Sonntag oder staatlich anerkannten Feiertag, erfolgt keine kumulative Anwendung von Art. 63 SchKG und Art. 142 Abs. 3 ZPO (s. hiervor).Vgl. SK-Maisano/Milani/Schmid, Art. 31 SchKG N. 41: «Wäre die Frage zu bejahen, so würde die Zusatzfrist von drei Werktagen (SchKG 63 Satz 2 und 3) – im Falle des Endes an einem Samstag oder Sonntag – erst am folgenden Dienstag zu laufen beginnen.» Daher können Betreibungsferien und Rechtsstillstand auch an einem Samstag, Sonntag oder staatlich anerkannten Feiertag enden, was zur Folge hat, dass die Zusatzfrist ab dem nächstfolgenden Werktag läuft.Zum Ganzen BSK-Nordmann/Oneyser, Art. 31 SchKG N. 26; SK-Maisano/Milani/Schmid, Art. 31 SchKG N. 41. Bsp.: Enden die Betreibungsferien am Samstag, läuft die Zusatzfrist ab Montag (nicht Dienstag) und endet am Mittwoch.
4. Einhaltung der Frist
11 Die Einhaltung der Fristen richtet sich nach Art. 143 ZPO (Art. 31 SchKG).
Der Schuldner kann den geforderten Betrag (inkl. Betreibungskosten) an die Gläubigerin oder an das Betreibungsamt für Rechnung der Gläubigerin leisten (Art. 12 Abs. 1 SchKG) und somit die Forderung tilgen. Nur bei letzterer Variante führt die Bezahlung zum unmittelbaren Untergang der Betreibung (Art. 12 Abs. 2 SchKG); bei der Bezahlung an die Gläubigerin muss hingegen im Streitfall der Schuldner die Aufhebung der Betreibung
Vock/Meister-Müller, S. 171: Bei einer Tilgung der Schuld lautet das Urteil auf Aufhebung (nicht auf Einstellung). nach Art. 85/85a SchKG beim Gericht beantragen.BSK-Bangert, Art. 85 SchKG N. 17; BSK-Emmel, Art. 12 SchKG N. 20; Fritzsche/Walder, § 22 N. 2. Vgl. auch BGE 114 III 49 E. 1; BGer 5A_519/2019 vom 29.10.2019 E. 3.2. Bei Bezahlung an das Betreibungsamt fällt eine Gebühr an (Art. 19 GebV SchKG), welche einen Bestandteil der Betreibungskosten bildet und daher vom Schuldner zu tragen ist (Art. 68 SchKG).Zum Ganzen BSK-Wüthrich/Schoch, Art. 69 SchKG m.w.V. N. 20 und 22. Leistet der Schuldner nicht vor Ablauf der Zahlungsfrist, zeitigt dies für ihn keine unmittelbaren Konsequenzen. So kann er nach Ablauf der Zahlungsfrist weiterhin seine Schulden tilgen und den Untergang (Art. 12 Abs. 2 SchKG) bzw. die Aufhebung (Art. 85 und 85a SchKG) des Betreibungsverfahrens bewirken.
BSK-Wüthrich/Schoch, Art. 69 SchKG N. 18 und 22; CR-Foëx, Art. 152 SchKG N. 4. Vgl. BGE 114 III 49 E. 1 betreffend das Verhältnis zwischen Art. 85/85a und Art. 12 Abs. 2 SchKG (dazu auch BSK-Bangert, Art. 85 SchKG N. 17). Folgendes gilt es jedoch zu beachten: Die Zahlungsfristen (Art. 152 Abs. 1 Ziff. 1 SchKG) entsprechen den Minimalfristen für die Verwertung (Art. 154 SchKG; der dort geregelte Fristenstillstand gilt nicht für die MinimalfristenBGE 124 III 79 E. 2; BGer 5A_753/2014 vom 8.1.2015 E. 2.3 und 2.5; Kren Kostkiewicz, SchKG, Rz. 1004. A.A. Müggler, Rz. 409 a.E. ).Vgl. BSK-Sievi, Art. 88 SchKG N. 18, der die Zahlungsfrist gemäss Art. 69 Abs. 2 SchKG mit der Frist in Art. 88 Abs. 1 SchKG gleichstellt. Ähnlich Kren Kostkiewicz, SchKG, Rz. 1010. Demnach kann – bei rechtskräftigem Zahlungsbefehl – die Gläubigerin das Verwertungsbegehren stellen, sobald die Zahlungs- bzw. Minimalfrist für die Verwertung abgelaufen ist.BSK-Nordmann/Oneyser, Art. 31 SchKG N. 12. Nach Ablauf der Frist besteht daher nur ein enger Zeitraum, um die Verwertung des Pfandobjekts zu verhindern.
5. Bindung an die Frist
12 Die Zahlungs- bzw. Minimalfrist (Art. 154 bzw. Art. 152 Abs. 1 Ziff. 1 SchKG; vgl. zum Zusammenspiel dieser beiden Fristen N. 11) dient einzig den Interessen des betriebenen Schuldners.
13 Drittpfandeigentümern und Ehegatten/eingetragenen Partnern steht es bei einer nachträglichen Zustellung (i.S.v. Art. 100 Abs. 1 VZG) offen, auf die Einhaltung der Zahlungs- bzw. Minimalfrist der Verwertung zu verzichten.
14 Im Gegensatz dazu ist die betreibende Gläubigerin an die Zahlungs- bzw. Minimalfrist der Verwertung gebunden. Mithin ist sie nicht berechtigt, vor Fristablauf das Verwertungsbegehren zu stellen.
15 Bei der Zahlungs- bzw. Minimalfrist der Verwertung handelt es sich um Bedenkfristen, die weder verlängert noch wiederhergestellt werden können (vgl. Art. 33 SchKG).
D. Androhung der Pfandverwertung (Abs. 1 Ziff. 2)
16 Dem betriebenen Schuldner ist im Zahlungsbefehl anzudrohen, dass der Pfandgegenstand verwertet wird, falls er weder dem Zahlungsbefehl nachkommt noch Rechtsvorschlag erhebt
17 Folglich kann der Betriebene die Verwertung abwenden, indem er die Gläubigerin befriedigt (durch Bezahlung der Betreibungsforderung; vgl. N. 11) oder indem er innert Frist Rechtsvorschlag erhebt (Art. 74 SchKG). Letzterem ist Folgendes anzufügen:
In der Betreibung auf Pfandverwertung kann mit dem Rechtsvorschlag neben «dem Bestand, dem Umfang oder der Fälligkeit der Forderung auch der Bestand des Pfandrechtes bestritten werden».
BGE 119 III 100 E. 2a. Siehe auch BGE 135 III 378 E. 2.3 = Pra 2009 Nr. 138; BGE 105 III 117 E. 2a; Amonn/Walther, § 33 N. 11; BK-Zobl/Thurnherr, System. Teil zu Art. 884 ff. ZGB N. 644 m.w.V. Wenn im Rechtsvorschlag nichts anderes angemerkt ist, bezieht sich der Rechtsvorschlag sowohl auf die Forderung als auch auf das Pfandrecht (kumulativ). Für die Grundpfandverwertung findet sich diese Regelung ausdrücklich in Art. 85 Abs. 1 VZG.Vgl. BGE 140 III 36 E. 3. In der Faustpfandverwertung fehlt eine solche Bestimmung. Aufgrund der gleichgelagerten Interessenlage rechtfertigt es sich allerdings, Art. 85 Abs. 1 VZG in der Faustpfandverwertung analog anzuwenden;So auch BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 151 SchKG N. 39; BK-Zobl/Thurnherr, System. Teil zu Art. 884 ff. ZGB N. 644; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 85 VZG N. 11; BSK-Bessenich/Fink, Art. 74 SchKG N. 26. Zu Art. 85 aVZG siehe BGE 57 III 23 E. 2. ein ähnlicher Gedanke ist in Art. 74 Abs. 2 SchKG angelegt, weshalb man mit einer (analogen) Anwendung dieser Norm zum gleichen Ergebnis gelangt. Sollte eine analoge Anwendung verneint werden, so liegt m.E. eine natürliche/tatsächliche Vermutung vor, wonach sich der Rechtsvorschlag auf die Forderung und das Pfandrecht bezieht.Will der Betriebene entweder nur das Pfandrecht oder die Forderung bestreiten (alternativ), so hat er im Rechtsvorschlag ausdrücklich darauf hinzuweisen (vgl. Art. 74 Abs. 2 SchKG).
BSK-Bessenich/Fink, Art. 74 SchKG N. 26; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 8; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 85 VZG N. 2. Neben dem betriebenen Schuldner können auch allfällige Mitbetriebene Rechtsvorschlag erheben (Art. 153 Abs. 2 und 2bis SchKG).
E. Für die Pfandgläubigerin: Hinweis auf Verfügungsbeschränkung (Art. 90 VZG)
18 In der Betreibung auf Pfändung ist es dem Schuldner unter Strafandrohung verboten, ohne Bewilligung des Betreibungsamts über die gepfändeten Vermögensstücke zu verfügen (Art. 96 SchKG).
19 (i) Art. 90 VZG regelt die fakultative Verfügungsbeschränkung.
20 (ii) Die Vormerkung einer Verfügungsbeschränkung kann die Betreibende nur im Rahmen einer Betreibung auf Grundpfandverwertung verlangen; die Faustpfandverwertung kennt einen solchen Schutz nicht.
Die (Mit-)Betriebenen haben keinen Rechtsvorschlag erhoben oder sie haben den Rechtsvorschlag nicht form- oder fristgerecht eingereicht (Art. 90 Abs. 1 Ziff. 1 VZG).
Der gültig erhobene Rechtsvorschlag wurde durch Urteil (Rechtsöffnungsverfahren oder ordentliches Verfahren) oder durch Rückzug rechtskräftig beseitigt (Art. 90 Abs. 1 Ziff. 2 VZG). Eine provisorische Rechtsöffnung genügt auch; es ist dabei unbeachtlich, ob die zwanzigtägige Frist für die Aberkennungsklage noch läuft oder ob eine solche Klage bereits hängig ist (Art. 83 Abs. 2 SchKG).
Fritzsche/Walder, § 34 N. 22 Fn. 40; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 90 VZG N. 4; SK-Rüetschi/Domenig, Art. 152 SchKG N. 7; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 9. A.A. AB SchKG SG vom 22.9.1981, GVP SG 1981 Nr. 46 S. 75 ff. M.a.W. kann bei einer erteilten provisorischen Rechtsöffnung selbst dann eine Vormerkung verlangt werden, wenn es an einem rechtskräftigen Zahlungsbefehl mangelt.Vgl. SK-Vock/Aepli, Art. 88 SchKG N. 2; Amonn/Walther, § 22 N. 2; Spühler/Dolge, Rz. 437 f.; SK-Rüetschi/Domenig, Art. 154 SchKG N. 5.
21 (iii) Die Verfügungsbeschränkung erhält «durch die Vormerkung Wirkung gegenüber jedem später erworbenen Rechte» (Art. 960 Abs. 2 ZGB).
Grundsätzlich gilt der Drittpfandeigentümer als Mitbetriebener. Diesem ist daher der Zahlungsbefehl zuzustellen, wogegen er Rechtsvorschlag erheben kann (Art. 153 Abs. 2 lit. a SchKG). Es spielt dabei grundsätzlich keine Rolle, ob das Drittpfandverhältnis bereits vor der Einleitung der Betreibung bestand oder erst nachträglich begründetet wurde (zu der Ausnahme hiernach).
BGE 42 III 63 E. 2; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 153 SchKG N. 16; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 88 VZG N. 14. Solange das Betreibungsamt die Verwertung nicht vollzogen hat (also auch nach Stellung des Verwertungsbegehrens), kann die Zustellung des Zahlungsbefehls an den Drittpfandeigentümer nachgeholt werden (vgl. Art. 88 Abs. 1 und Art. 100 Abs. 1 VZG; dazu OK-Paydar, Art. 151 SchKG N. 33 ff.). Die nachträgliche Zustellung kann allerdings zu grossen Verzögerungen führen:Hierzu und zum Folgenden KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 88 VZG N. 9. Einerseits muss auch der später ausgestellte Zahlungsbefehl in Rechtskraft erwachsen, bevor zur Verwertung geschritten werden kann. Andererseits beginnt die sechsmonatige Minimalfrist (Art. 154 Abs. 1 SchKG) erst mit der Zustellung des letzten Zahlungsbefehls zu laufen (Art. 98 Abs. 1 VZG).KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 88 VZG N. 11 und Art. 100 VZG N. 1; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 153 SchKG N. 30a und 22b. Vgl. auch BGer 7B.141/2004 vom 24.11.2004 E. 6.2.2 (betreffend fehlende Zustellung an Ehegatten); Jaeger/Walder/Kull, Art. 153 SchKG N. 5. Eine nachträgliche Zustellung des Zahlungsbefehls ist allerdings nur dann vorausgesetzt, wenn es an einer vorgemerkten Verfügungsbeschränkung fehlt (Art. 88 Abs. 2 VZG; Art. 100 Abs. 2 VZG). Erwirbt ein Dritter das Pfandobjekt, nachdem die Verfügungsbeschränkung im Grundbuch vorgemerkt wurde, ist dieser Dritte nicht als Mitbetriebener zu behandeln. Der (neue) Drittpfandeigentümer und – sofern es sich um eine Familienwohnung/gemeinsame Wohnung handelt – dessen Ehegatte/eingetragener Partner können daher keinen Rechtsvorschlag erheben und müssen sich den Fortgang des Betreibungsverfahrens gefallen lassen (vgl. Art. 960 Abs. 2 ZGB).
Zum Ganzen KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 88 VZG N. 18 und Art. 90 VZG N. 2; dies., SchKG, Rz. 991; OGer LU SK 03 154 vom 5.1.2004, LGVE 2004 I Nr. 51, E. 4.2.3; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 10 und Art. 153 SchKG N. 16; SK-Rüetschi/Domenig, Art. 152 SchKG N. 8; BSK-Schmid/Arnet, Art. 960 ZGB N. 19. Bei der nachträglichen Begründung einer Familienwohnung/gemeinsamen Wohnung («Umnutzung») ist hingegen umstritten, ob bei einer vorgemerkten Verfügungsbeschränkung der Ehegatte/eingetragene Partner zu den Mitbetriebenen gehört oder nicht. Die von Kren Kostkiewicz vertretene Mittellösung überzeugt: Solange ein Verwertungsbegehren nicht gestellt ist, gilt es allfällige «Umnutzungen» zu beachten; d.h., das Betreibungsamt hat dem Ehegatten/eingetragenen Partner nachträglich ein Zahlungsbefehl zuzustellen.
Hierzu und zum Folgenden KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 88 VZG N. 19 f. Kommt es nach Stellung des Verwertungsbegehrens zu einer «Umnutzung», bedarf es keiner nachträglichen Zustellung an den Ehegatten/eingetragenen Partner.
22 (iv) Vormerkungen, die gegen Art. 90 oder 97 VZG verstossen, sind nicht nichtig, sondern nur mit Beschwerde nach Art. 17 SchKG anfechtbar.
III. Miet-/Pachtzinssperre (Abs. 2)
A. Übersicht
23 Der Umfang der Pfandhaft (abzugrenzen vom Umfang der Sicherung; s. OK-Paydar, Art. 151 SchKG N. 6 f.) beschlägt die Frage, welche Gegenstände/Forderungen das Haftungssubstrat bilden und damit bei Zahlungsausfall des Schuldners verwertet werden können.
B. Anwendungsbereich
24 (i) Ausserhalb eines Konkurses oder eines Nachlassverfahrens kann die Pfandgläubigerin einzig in der Betreibung auf Grundpfandverwertung (vgl. Art. 41 SchKG) verlangen, dass das Pfandrecht auf Miet-/Pachtzinsforderungen ausgedehnt wird.
In der Betreibung auf Faustpfandverwertung ist eine Pfandhaftausdehnung und Zinssperre grundsätzlich nicht vorgesehen (vgl. Art. 152 Abs. 2 SchKG, der sich auf Grundstücke bezieht).
So auch Weiss, S. 65; Zobl, ZBGR 1978, S. 224. A.A. BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 2 (siehe aber N. 13). So umfasst das Faustpfandrecht von Gesetzes wegen nur die natürlichen Früchte; die zivilen Früchte (namentlich die Miet-/Pachtzinsen) fallen nicht unter die Pfandhaft (vgl. Art. 892 Abs. 2 ZGB).BSK-Bauer/Bauer, Art. 892 ZGB N. 10. Vgl. auch BGE 106 III 71 E. 4. Es ist allerdings zulässig, vertraglich die Pfandhaft auf die zivilen Früchte auszudehnen;Siehe betreffend die Zulässigkeit solcher Vereinbarungen BSK-Bauer/Bauer, Art. 892 ZGB N. 10 m.w.V. ob auch in diesen Fällen eine Zinssperre angeordnet werden kann, ist unklar. M.E. sind keine Gründe ersichtlich, die eine analoge Anwendung von Art. 152 Abs. 2 SchKG in der Betreibung auf Faustpfandverwertung von vornherein ausschliessen würden.Vgl. Zobl, ZBGR 1978, S. 224. Haben die Parteien ein Fahrnispfand an einem Schuldbrief errichtet (sog. indirekte Sicherung), ist in der Regel die Betreibung auf Faustpfandverwertung einzuleiten;
Schmid/Hürlimann-Kaup, Rz. 1820g f. diesfalls kann keine Zinssperre angeordnet werden (s. hiervor).BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 13 (siehe aber N. 2); Zobl, ZBGR 1978, S. 224; Weiss, S. 65. Vgl. zu den konkursrechtlichen Besonderheiten ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 137 ff.; BGE 106 III 67; BGE 132 III 437 E. 4.1 = Pra 2008 Nr. 16. Die Parteien können jedoch im Pfandvertrag eine abweichende Vereinbarung treffen (Einziehungs- und Kündigungsrecht), damit der Pfandgläubigerin die Möglichkeit zukommt, direkt die Betreibung auf Grundpfandverwertung einzuleiten; dadurch steht der Weg offen für die Anordnung einer Zinssperre.Weiterführend BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 151 SchKG N. 40 und Art. 152 SchKG N. 13 m.w.V.; Zobl, ZBGR 1978, S. 225 ff. Siehe auch BGE 97 III 119 S. 120; BGer 5C.11/2005 vom 27.5.2005 E. 3.1; BGer 5C.249/2004 vom 2.3.2005 E. 2.2; BK-Zobl, Art. 906 ZGB N. 16 ff.; CR-Foëx, Art. 152 SchKG N. 10. In der Betreibung auf Pfändung ist eine Ausdehnung der Pfandhaft gemäss Art. 806 ZGB ausgeschlossen.
ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 90 m.w.V.; BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 7; Weiss, S. 64 f. Es gilt allerdings zu beachten, dass die laufenden Miet- und Pachtzinsen von Gesetzes wegen als mit dem Grundstück gepfändet gelten (vgl. Art. 102 SchKG sowie Art. 14 und Art. 15 Abs. 1 lit. b VZG); hingegen profitieren diesfalls alle Pfändungsgläubigerinnen von den anfallenden Miet- und Pachtzinsen.Steinauer, Droits réels III, Rz. 4178.
25 (ii) Art. 805 ZGB unterstellt die natürlichen Früchte der Pfandhaft; Art. 806 ZGB regelt das Gleiche für die zivilen Früchte.
In erster Linie betrifft die Pfandhaftausdehnung die Miet-/Pachtzinserträge, welche der Pfandeigentümer im Rahmen eines Miet-/Pachtvertrages (Art. 253 ff. und Art. 275 ff. OR) erwirtschaftet.
BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 13; SK-Rüetschi/Domenig, Art. 152 SchKG N. 10. Siehe auch ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 48, wonach auch Miet-/Pachtverträge, die ausländischem Recht unterstünden, erfasst seien (Art. 119 Abs. 2 IPRG). Nur die effektiv zu bezahlenden Zinsen sind von der Pfandhaft erfasst. Die Pfandhaft erstreckt sich sogar auf Miet-/Pachtzinsforderungen, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstossen (z.B. Art. 269 ff. OR), solange der Mieter/Pächter keine (gerichtliche) Reduktion der Zinsen erreicht hat.Vgl. ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 49. Beim Entgelt, welches für die Einräumung eines dinglichen Nutzungsrechts bezahlt wird, handelt es sich ebenso um zivile Früchte i.S.v. Art. 806 ZGB; daher kann die Pfandhaft auch auf diese Erträge ausgedehnt werden. Erfasst sind namentlich die Erträge aus Nutzniessung (Art. 745 ff. ZGB), Wohnrecht (Art. 776 ff. ZGB) und Baurecht (Art. 779 ff. ZGB; Baurechtszinsen
BGE 131 III 141 E. 2.3.1 = Pra 2005 Nr. 122; BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 1; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 1; CR-Foëx, Art. 152 SchKG N. 11; BK-Zobl/Thurnherr, System. Teil zu Art. 884 ff. ZGB N. 322 m.w.V. ).Zum Ganzen ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 52 f. Die Ausführungen zu den Miet-/Pachtzinsen gelten damit mutatis mutandis auch für das Entgelt bei dinglichen Nutzungsrechten (aus Gründen der Lesefreundlichkeit wird im Folgenden auf eine terminologische Differenzierung verzichtet).Eine Gebrauchsleihe nach Art. 305 ff. OR ist naturgemäss unentgeltlich; dementsprechend fällt eine Erweiterung der Pfandhaft ausser Betracht.
Vgl. BGE 131 III 141 E. 2.3.2 = Pra 2005 Nr. 122; Kren Kostkiewicz, SchKG, Rz. 1001; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 23a. Der von der Entlehnerin geschuldete Kostenersatz (Art. 307 Abs. 1 OR) ist keine zivile Frucht i.S.v. Art. 806 ZGB, weswegen eine Ausdehnung ausgeschlossen ist.Zum Ganzen ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 50. Vgl. auch BGE 62 III 56 S. 58. Benutzt der Schuldner das Pfandobjekt selbst, ist eine Ausdehnung ebenso wenig möglich.KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 6 («gemäss Art. 19 i.V.m. Art. 101 Abs. 1 [VZG] kann der Schuldner bis zur Verwertung des Grundstücks nicht zur Bezahlung einer entsprechenden Entschädigung verpflichtet werden»). Forderungen des Hoteleigentümers gegenüber seinen Hotelgästen und Restaurantbesuchern unterliegen gemäss dem Bundesgericht nicht der Pfandhaft.
BGE 77 III 119 E. 2. So auch BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 1; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 13; SK-Rüetschi/Domenig, Art. 152 SchKG N. 10. Kritisch zur bundesgerichtlichen Rechtsprechung ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 62 ff. Ob dies auch auf andere gemischte Rechtsverhältnisse zutrifft, ist fraglich. Immerhin lässt sich festhalten, dass es in der Regel möglich sein wird, die Mietzinskomponente auszuscheiden (vgl. Art. 93 Abs. 2 VZG).ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 65. Unklar sind die Verhältnisse bei Unter- und Drittverhältnissen:
Vgl. BGer 7B.56/2006 vom 17.5.2005 E. 2, in welchem das Bundesgericht die Frage offenliess, ob die Untermietzinsen von Art. 806 ZGB erfasst seien oder nicht. Dazu auch KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 2. Gemäss Mindermeinung umfasst das Pfandrecht auch die Untermiet-/Unterpachtzinsen, wobei die Grundpfandgläubigerin gleichwohl nicht doppelt auf die Zinszahlung greifen kann; der Mieter/Untervermieter, «dessen Untervermietungseinnahme durch den Gläubiger seines Obervermieters beschlagnahmt wird, kann eine entsprechende Schadenersatzforderung mit seiner Mietzinsschuld zur Verrechnung bringen» (gleiches Ergebnis beim Unterpachtverhältnis).ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 71 und 74. Ein anderer Teil der Lehre vertritt die gegenteilige Ansicht und verneint die Ausdehnung auf Untermiet-/Unterpachtzinsen.Weiss, S. 60; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 13; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 2. Die Forderungen des Hoteleigentümers gegenüber dem Geranten, der das Hotel für den Grundeigentümer führt (Drittverhältnis), unterliegen gemäss dem Bundesgericht nicht der Pfandhaft.BGE 77 III 119 E. 1. Siehe auch ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 83; BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 1; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 13.
26 (iii) Die Pfandhaft erfasst – aus zeitlicher Sicht – nur die laufenden Miet-/Pachtzinsen (s. aber N. 29). Diejenigen Miet-/Pachtzinsen, die vor Anhebung der Grundpfandverwertung oder nach der Verwertung (bzw. nach Abschluss der Pfandverwertung; vgl. dazu N. 37) anfallen, sind nicht vom Pfandrecht umfasst (vgl. Art. 806 Abs. 1 ZGB).
27 (iv) Aus persönlicher Sicht kommt nur der betreibenden Grundpfandgläubigerin das Privileg zu, die Ausdehnung der Pfandhaft zu verlangen. Eine nicht betreibende Grundpfandgläubigerin ist dazu nicht berechtigt; dementsprechend hat sie auch keinen Anspruch auf Abschlagszahlungen (vgl. Art. 95 Abs. 1 VZG; s. N. 42).
C. Voraussetzungen
28 Damit es in der Betreibung auf Pfandverwertung (vgl. N. 24) zu einer Ausdehnung des Pfandrechts und schliesslich zu einer Miet-/Pachtzinssperre kommt, bedarf es – neben dem Vorhandensein von Miet-/Pachtzinserträgen (oder anderen zivilen Früchten; s. N. 25) – zweierlei:
29 (i) Begehren der betreibenden Pfandgläubigerin: Die Betreibende muss die Ausdehnung der Pfandhaft ausdrücklich verlangen; die Ausdehnung erfolgt – in der Betreibung auf Pfandverwertung – nicht von Gesetzes wegen.
Verlangt die Betreibende die Ausdehnung im Betreibungsbegehren, unterliegen die ab diesem Zeitpunkt fällig werdenden Miet-/Pachtzinsen der Pfandhaft (s. Art. 91 Abs. 1 VZG; vgl. aber die Bemerkung unter dem 4. Lemma betreffend die überfälligen Zinsen).
BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 7; SK-Rüetschi/Domenig, Art. 152 SchKG N. 9; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 14 f. Stellt die Betreibende das Begehren zu einem späteren Zeitpunkt, erfolgt keine Rückwirkung. Die Ausdehnung entfaltet erst ab dem Zeitpunkt Wirksamkeit, in dem die Betreibende die Ausdehnung verlangt; mithin erfasst die Pfandhaft nur die Miet-/Pachtzinsen, die nach dem Antragszeitpunkt fällig werden (s. hiervor).
BGE 145 III 495 E. 2.3.2 f. = Pra 2020 Nr. 68; BGE 121 III 187 E. 2d; BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 7; ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 93; CR-Foëx, Art. 152 SchKG N. 9. Vgl. auch das Bsp. bei Kren Kostkiewicz, SchKG, Rz. 997. Es ist für die Betreibende daher empfehlenswert, frühzeitig – im besten Fall gemeinsam mit dem Betreibungsbegehren – die Ausdehnung zu beantragen.Vgl. KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 4 a.E. Zu einem späteren Zeitpunkt kann die Betreibende die Ausdehnung nur dann verlangen, wenn sie darauf nicht unwiderruflich verzichtet hat.
BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 14; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 4. Vgl. auch ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 98 f. Ein Verzicht kann ausdrücklich oder stillschweigend erfolgen,BGE 145 III 495 E. 2.3.3 = Pra 2020 Nr. 68. wobei der fehlende Antrag im Betreibungsbegehren allein kein (unwiderruflicher) Verzicht darstellt.BGE 145 III 495 E. 2.3.2 f. = Pra 2020 Nr. 68; BGE 121 III 187 E. 2c. M.a.W. besteht für die Betreibende die Möglichkeit, nur einstweilen auf die Ausdehnung zu verzichten.ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 99. Sobald die Ausdehnung der Pfandhaft erfolgt ist, kann die Betreibende nur für künftig anfallende Miet‑/Pachtzinsen auf die Ausdehnung verzichten.BGE 130 III 720 E. 3 = Pra 2005 Nr. 92. Es stellt sich die Frage, ob sich die Pfandhaft auch auf Miet-/Pachtzinsen ausdehnen lässt, die vor Antragsstellung bereits fällig waren, allerdings von der – sich im Verzug befindenden – Zinsschuldnerin noch nicht beglichen wurden (überfällige Miet-/Pachtzinsen). Dürr vertritt die Ansicht, dass es die ratio legis von Art. 91 Abs. 1 VZG zulassen würde, die Pfandhaft auf überfällige Miet‑/Pachtzinsen auszudehnen.
ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 95. Dem steht allerdings der klare Wortlaut von Art. 91 Abs. 1 VZG entgegen, weshalb eine Ausdehnung auf überfällige Miet-/Pachtzinsen abzulehnen ist.So auch Schlegel/Zopfi, Rz. 275. Vereinzelt findet sich in der Doktrin der Hinweis, wonach das Pfandrecht an Miet-/Pachtzinsen in der Betreibung auf Pfandverwertung selbstständig – d.h. ohne Verwertung des Grundstücks – geltend gemacht werden könne.
Schellenberg, S. 89. Vgl. auch KUKO-Käser/Häcki, Art. 152 SchKG N. 7. Darunter ist nicht zu verstehen, dass ein Begehren auf Pfandbetreibung, welches sich lediglich auf die Miet-/Pachtzinsen bezieht, zulässig ist; das gesetzliche Forderungspfandrecht an den Miet-/Pachtzinsen muss zusammen mit dem zugrunde liegenden Grundpfandrecht im Rahmen einer Grundpfandverwertung geltend gemacht werden (sog. Akzessorietät; vgl. Art. 806 Abs. 1 ZGB und N. 24).Vgl. ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N 13 ff. und 42; BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 3 und 7 m.w.V. Richtigerweise kann mit «selbstständig» nur (aber immerhin) gemeint sein, dass es nicht zwingend zur Verwertung des belasteten Grundstücks kommen muss, damit sich die betreibende Grundpfandgläubigerin aus den angefallenen Miet-/Pachtzinsen befriedigen kann (s. N. 37).Vgl. ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 117 ff. Wenn bereits die eingegangenen Miet-/Pachtzinsen (und/oder anderweitige Erträgnisse) zur Deckung der Betreibungsforderungen und -kosten genügen, bedarf es keiner Verwertung des verpfändeten Grundstücks;Amonn/Walther, § 33 N. 23; BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N 8; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 157 SchKG N. 7; KUKO-Käser/Häcki, Art. 156 SchKG N. 3. Vgl. auch BGE 64 III 26 S. 28. dies ist auch im Zusammenhang mit den Abschlagszahlungen gemäss Art. 95 VZG von Bedeutung (vgl. N. 42 ff., insb. N. 44). Hinzuweisen bleibt auf Art. 111 Abs. 2 VZG, wonach auch bei einer ergebnislosen Verwertung des Grundstücks, die Miet-/Pachtzinserträge der betreibenden Pfandgläubigerin zugewiesen werden.BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 14; ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 118.
30 (ii) Bezahlung des Kostenvorschusses: Die frühere Fassung von Art. 91 Abs. 1 VZG verlangte für die Miet-/Pachtzinssperre explizit die Leistung eines Kostenvorschusses.
D. Verfahren
31 Nachdem die betreibende Pfandgläubigerin das Begehren auf Ausdehnung gestellt und den verlangen Kostenvorschuss geleistet hat (s. hiervor), folgen verschiedene Verfahrensschritte:
32 (i) Feststellung Miet-/Pachtverträge: Das Betreibungsamt stellt «sofort nach Empfang des Betreibungsbegehrens fest, ob und welche Miet- oder Pachtverträge auf dem Grundstück bestehen» (Art. 91 Abs. 1 VZG). Das Betreibungsamt befragt dazu den Schuldner und/oder den Drittpfandeigentümer; beide sind verpflichtet, Auskunft über allfällige Miet-/Pachtverträge zu erteilen, ansonsten sie sich strafbar machen (Art. 91 SchKG; Art. 323 f. StGB).
33 (ii) Anzeige an Mieter/Pächter (Art. 152 Abs. 2 SchKG und Art. 91 Abs. 1 VZG; Formular VZG Nr. 5,
Die Zuständigkeit für die Anzeige liegt beim Betreibungsamt; eine rein private Mitteilung (z.B. durch die Grundpfandgläubigerin) entfaltet keine Sperrwirkung.
ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 160 m.w.V. Damit das Betreibungsamt die Anzeige an den Mieter/Pächter machen bzw. eine Zinssperre anordnen kann, muss zuvor das Betreibungsverfahren – durch Zustellung des Zahlungsbefehls an den Betriebenen (Art. 38 Abs. 2 SchKG) – eingeleitet werden.
Vgl. BGE 120 III 9 E. 1, wonach das Betreibungsverfahren mit Zustellung des Zahlungsbefehls zu laufen beginnt (nicht mit Stellung des Betreibungsbegehrens). Dazu auch BGer 5A_759/2008 vom 29.12.2008 E. 3.3. Ein während der Schonzeit (Art. 56 SchKG) zugestellter Zahlungsbefehl entfaltet seine Wirkung erst am ersten Tag nach Ablauf der Schonzeit; mithin muss das Ende der Schonzeit abgewartet werden, damit das Betreibungsamt die Zinssperre anordnen kann.Vgl. KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 13. Vgl. ferner Art. 806 Abs. 1 ZGB, der auf die «Anhebung der Betreibung» abstellt. Für die Anordnung der Zinssperre ist es hingegen unbeachtlich, ob diese während der Betreibungsferien (Art. 56 Ziff. 2 SchKG) oder während eines dem Schuldner oder Pfandeigentümer gewährten Rechtsstillstandes (Art. 56 Ziff. 3 SchKG) erfolgt – solange das Betreibungsamt den Zahlungsbefehl vor Beginn der Betreibungsferien oder des Rechtsstillstandes zustellt, hat das Betreibungsamt die Zinssperre auszusprechen (Art. 91 Abs. 2 VZG).Siehe dazu BGE 61 III 71 S. 73; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 13. – Bei der Zinssperre handelt es sich gemäss Bundesgericht um eine dringliche provisorische Sicherungsmassnahme (vergleichbar mit dem Arrest und Retentionsverzeichnis; vgl. dazu BGer 5A_606/2013 vom 21.3.2014 E. 3.2.4); daher ist es m.E. folgerichtig, die Anordnung der Zinssperre auch während den Schonzeiten zuzulassen (vgl. Art. 56 SchKG). In der Lehre stösst diese Regelung teilweise auf Kritik: Indem die Zinssperre eine vorgängige Zustellung des Zahlungsbefehls voraussetzt, kann es mitunter zu erheblichen Verzögerungen kommen (Betreibungsferien und Rechtsstillstand), bis die Zinssperre ihre Wirkung entfaltet. Aus nachvollziehbaren Gründen plädiert daher dieser Teil der Lehre dafür, dass bereits ab Einreichen des Betreibungsbegehrens eine Zinssperre anzuordnen sei;Hierzu und zum Folgenden Weiss S. 65 f. und 84 ff. (mit ausführlicher Begründung); Schellenberg, S. 94 Fn. 24; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 18. A.A. KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 13; CR-Foëx, Art. 152 SchKG N. 13. allfällige Schonzeiten hätten diesfalls keinen Einfluss auf die Zinssperre.Siehe BGer 5A_362/2013 vom 14.10.2013 E. 3.3, wonach das Einreichen des Betreibungsbegehrens keine Betreibungshandlung darstelle und daher auch während der Schonzeit getätigt werden könne. Dazu auch SK-Penon/Wohlgemuth, Art. 56 SchKG N. 5. Auf diese Weise gelingt es, den Zweck der Zinssperre – die provisorische Sicherung von Miet-/PachtzinsenVgl. BGer 5A_606/2013 vom 21.3.2014 E. 3.2.4. – bestmöglich zu verwirklichen.Die Pfändung eines Grundstückes erfasst namentlich die laufenden Miet-/Pachtzinsen (Art. 102 Abs. 1 SchKG; Art. 14 Abs. 1 VZG). Deshalb hat das Betreibungsamt auch in der Betreibung auf Pfändung dem Mieter/Pächter anzuzeigen, «dass sie inskünftig die Miet-(Pacht-)zinse rechtsgültig nur noch an das Betreibungsamt bezahlen können» (Art. 15 Abs. 1 lit. b VZG; vgl. Art. 102 Abs. 2 SchKG).
Weiterführend BSK-Sievi, Art. 102 SchKG N. 7 ff. Diesfalls bedarf es in einer späteren Betreibung auf Pfandverwertung keiner zusätzlichen Anzeige an den Mieter/Pächter (Art. 91 Abs. 2 Satz 2 Teilsatz 1 VZG). Das Gleiche gilt, wenn ein neues Betreibungsbegehren auf Pfandverwertung gestellt oder das Grundstück gepfändet wird (Art. 91 Abs. 2 Satz 2 Teilsatz 2 VZG).
34 (iii) Anzeige an Pfandeigentümer (Art. 92 Abs. 1 VZG; Formular VZG Nr. 6, Art. 8 SchKK
35 (iv) Einrede des Pfandeigentümers: Der Pfandeigentümer (Schuldner oder Dritteigentümer) kann innert zehn Tagen seit Zustellung der Anzeige (Art. 92 Abs. 1 VZG; N. 34) beim Betreibungsamt eine Einrede erheben. Mit dieser kann er geltend machen, dass sich das Pfandrecht nicht auf die Miet‑/Pachtzinsen oder dass es sich nur auf einen Teil davon erstreckt (Art. 93 Abs. 2 VZG). Auf diese Einredemöglichkeit hat das Betreibungsamt den Pfandeigentümer in der Anzeige gesondert hinzuweisen (Art. 92 Abs. 2 VZG). Bei der Einredeerhebung ist Folgendes zu beachten:
Nach dem Gesetzeswortlaut hat die Einrede «unter Angabe der Gründe und […] der bestrittenen Teilbeträge» zu erfolgen (Art. 92 Abs. 2 letzter Teilsatz VZG).
So auch im Musterformular VZG Nr. 6 (Fn. 4): «unter Angabe der Gründe und allfällig unter genauer Bezeichnung des bestrittenen Teilbetrags». An diese Begründung darf das Betreibungsamt indes nicht allzu hohe Anforderungen stellen.KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 92 VZG N. 2. Vgl. auch BGE 71 III 52 Regeste und E. 3 S. 60: Frage offengelassen, ob die Begründung der Einsprache gegen die Mietzinssperre eine Erklärung dafür enthalten müsse, warum das Grundpfandrecht im betreffenden Fall ausnahmsweise nicht auch die Mietzinse umfasse. Die zehntägige Frist wird mit der Anzeige i.S.v. Art. 92 Abs. 1 VZG ausgelöst. Da die Anzeige an den Pfandeigentümer und an den Mieter/Pächter gleichzeitig zu erfolgen hat (Art. 92 Abs. 1 Teilsatz 1 VZG), hat das Betreibungsamt – mit Blick auf Art. 91 Abs. 1 VZG (s. N. 33) – die Anzeige auch während der Schonzeit (Art. 56 SchKG) zu tätigen. Dies beantwortet allerdings nicht die Frage, in welchem Zeitpunkt die zehntätige Frist zu laufen beginnt, falls die Anzeige während der Schonzeit erfolgt ist. Nach hier vertretener Auffassung handelt es sich bei der Anzeige an den Pfandeigentümer – analog der Zustellung der Arresturkunde (Art. 274 SchKG) und im Gegensatz zur Anzeige an den Mieter/Pächter – um eine Betreibungshandlung i.S.v. Art. 56 SchKG;
Bei der Zinssperre handelt es sich gemäss Bundesgericht um eine dringliche provisorische Sicherungsmassnahme, die mit dem Arrest vergleichbar sei (BGer 5A_606/2013 vom 21.3.2014 E. 3.2.4). Die Zustellung der Arresturkunde an den Schuldner (Art. 276 SchKG) wird – im Gegensatz zum Arrestbefehl (Art. 274 SchKG) und dem Arrestvollzug (Art. 275 SchKG) – von Art. 56 SchKG erfasst (BGE 108 III 3 E. 2; BSK-Schmid/Bauer, Art. 56 SchKG N. 46; SK-Penon/Wohlgemuth, Art. 56 SchKG N. 6); dementsprechend sind bei der Berechnung der Einsprachefrist (Art. 278 SchKG) allfällige Schonzeiten zu berücksichtigen (siehe BGE 135 III 232 E. 2.4, wonach die Zustellung der Arresturkunde die Einsprachefrist auslöst). Eben Gesagtes lässt sich m.E. auf die Zinssperre übertragen: Die Anzeige an den Mieter/Pächter (vergleichbar mit dem Arrestvollzug) wird nicht von Art. 56 SchKG erfasst (Art. 91 Abs. 2 VZG; N. 33), wohingegen die Anzeige an den Grundpfandeigentümer (vergleichbar mit der Zustellung der Arresturkunde) eine Betreibungshandlung i.S.v. Art. 56 SchKG darstellt – das ist bei der Einredefrist entsprechend zu beachten. demnach entfaltet die Anzeige ihre Wirkung erst am ersten Tag nach Ablauf der Schonzeit (fristauslösendes Ereignis).So wohl auch Weiss, S. 96. Die Frist beginnt am darauffolgenden Tag zu laufen (Art. 31 SchKG i.V.m. Art. 142 Abs. 1 ZPO). Endet die Frist während der Schonzeit, kommt Art. 63 SchKG (nicht Art. 145 ZPO) zur Anwendung.Vgl. BGE 149 III 179 E. 4.1; BGE 143 III 149 E. 2.1; Ernst/Oberholzer/Sunaric, Rz. 465 f. m.w.V. Die Fristwahrung richtet sich nach Art. 143 ZPO (i.V.m. Art. 31 SchKG).Abzugrenzen ist die Einrede i.S.v. Art. 92 Abs. 2 VZG vom Rechtsvorschlag gegen das Pfandrecht. Beziehen sich die Einwände des Betriebenen auf den Umfang des Pfandrechts (sprich die Erstreckung des Pfandrechts auf die Miet-/Pachtzinsen), so hat der Pfandeigentümer die Einrede zu erheben. Will der Betriebene hingegen den Bestand, den Umfang oder die Fälligkeit der Forderung, oder den Bestand des Pfandrechts bestreiten, muss er dies mit dem Rechtsvorschlag geltend machen (vgl. Art. 85 VZG; s. auch N. 36).
BGer 5A_1023/2015 vom 6.9.2016 E. 3.2; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 92 VZG N. 2 f.; KUKO-Käser/Häcki, Art. 152 SchKG N. 10 f. Ob der Pfandeigentümer die Einrede und/oder den Rechtsvorschlag erhebt, hat Einfluss auf das nachfolgende Verfahren: Der Rechtsvorschlag kann die Betreibende im Rechtsöffnungsverfahren oder im ordentlichen Verfahren beseitigen (Art. 153a SchKG; Art. 93 Abs. 1 VZG), wohingegen der betreibenden Gläubigerin bei erhobener Einrede nur das ordentliche Verfahren offensteht (Art. 93 Abs. 2 VZG; s. auch N. 36).BGer 5A_1023/2015 vom 6.9.2016 E. 3.2.1 ff.; BGE 126 III 481 E. 1b. – Ein Teil der Lehre kritisiert, dass das Bundesgericht die Einrede (i.S.v. Art. 92 Abs. 2 VZG) und den Rechtsvorschlag unterschiedlich behandelt: «Es ist nicht einzusehen, wieso der Bestand des Pfandrechts selbst im Rechtsöffnungsverfahren beurteilt werden kann, nicht aber, ob das Pfandrecht auch die Miet- und Pachtzinsen umfasse.» (KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 92 VZG N. 4. So auch Schellenberg, S. 116 ff.; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 153a SchKG N. 13. Dem Bundesgericht folgen SK-Rüetschi/Domenig, Art. 153a SchKG N. 12; KUKO-Käser/Häcki, Art. 153a SchKG N. 17; CR-Foëx, Art. 152 SchKG N. 17 und Art. 153a SchKG N. 12). Macht ein Dritter geltend, die Miet-/Pachtzinsen stünden ihm zu, dann ist das Widerspruchsverfahren (Art. 106 ff. OR) einzuleiten (ausführlich N. 47); nur dem Pfandeigentümer (Schuldner oder Dritteigentümer) steht die Einrede i.S.v. Art. 92 Abs. 2 VZG offen.
36 (v) Feststellungsklage der betreibenden Pfandgläubigerin: Hat der Pfandeigentümer die Einrede nach Art. 92 Abs. 2 VZG erhoben, wird dies der Betreibenden angezeigt (Formular VZG Nr. 8, Art. 13 und 14 SchKK
Bei der Anzeige an die Betreibende handelt es sich nach hier vertretener Ansicht nicht um eine Betreibungshandlung i.S.v. Art. 56 SchKG, denn die Anzeige an die Betreibende greift nicht in die Rechtsstellung des Schuldners ein.
Im Allgemeinen BGE 115 III 6 E. 5; BGE 96 III 46 E. 3. Vgl. zur vergleichbaren Rechtslage bei der Widerspruchsklage BSK-Schmid/Bauer, Art. 56 SchKG N. 36 m.w.V.: Die Fristansetzung an den Schuldner stellt eine Betreibungshandlung dar, hingegen nicht die Fristansetzung an die Gläubigerin. Damit entfaltet die Anzeige auch während der Schonzeit sofort ihre Wirkung; die zehntätige Frist beginnt am Tag nach der Anzeige zu laufen (Art. 142 Abs. 1 ZPO i.V.m. Art. 31 SchKG). Mangels Betreibungshandlung gelangt auch Art. 63 SchKG nicht zur Anwendung,BGE 149 III 179 E. 4.1 (mit Hinweis auf die Kritik in der Lehre); BGE 143 III 149 E. 2.1 = Pra 2018 Nr. 29; BGer 5A_471/2013 vom 17.3.2014 E. 2.2; BGE 115 III 6. hingegen gilt es m.E. die Gerichtsferien nach Art. 145 ZPO zu beachten.Vgl. BGE 149 III 179 E. 4.2 und 4.4 zur Kollokationsklage (dazu auch Zemp, S. 413 ff.). – Art. 145 Abs. 4 nZPO und Art. 56 Abs. 2 nSchKG (Inkrafttreten am 1.1.2025) führen zu keinem anderen Ergebnis. Erhebt der Betriebene gleichzeitig die Einrede i.S.v. Art. 92 Abs. 2 VZG und den Rechtsvorschlag (s. N. 35), gestaltet sich die Prosequierung der Zinssperre wie folgt (nachfolgend die bundesgerichtliche Rechtsprechung, die von einem Teil der Lehre kritisiert wird; vgl. auch das Formular VZG Nr. 8):
Hierzu und zum Folgenden BGer 5A_1023/2015 vom 6.9.2016 E. 3.2.1–3.2.4; BGE 126 III 481 E. 1b; BGE 71 III 52 E. 3; KUKO-Käser/Häcki, Art. 153a SchKG N. 17; CR-Foëx, Art. 152 SchKG N. 17 und Art. 153a SchKG N. 12; SK-Rüetschi/Domenig, Art. 153a SchKG N. 12. Kritisch Schellenberg, S. 116 ff.; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 153a SchKG N. 13; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 92 VZG N. 4 und Art. 93 SchKG N. 7. Der Betreibende hat sich innert zehn Tagen seit Anzeige zwischen zwei Vorgehensweisen zu entscheiden (Art. 153a Abs. 1 SchKG; Art. 93 Abs. 1 und 2 VZG). Einerseits steht der Betreibenden der Weg offen, eine Anerkennungsklage (Art. 79 SchKG) und/oder eine Feststellungsklage (Art. 93 Abs. 2 VZG; objektive Klagehäufung i.S.v. Art. 90 ZPO) anzuheben. Anderseits besteht für die Betreibende die Möglichkeit, ein Rechtsöffnungsverfahren (Art. 80 ff. SchKG) einzuleiten. Wählt die Betreibende den zweiten Weg, kann sie mit der Erhebung der Feststellungsklage zuwarten, bis das Gericht über die Rechtsöffnung entschieden hat. Weist das Gericht die Rechtsöffnung ab, hat die Gläubigerin innert zehn Tagen seit rechtskräftiger AbweisungMassgebenden für den Fristenlauf ist – entgegen dem Wortlaut von Art. 153a Abs. 1 SchKG – nicht die Eröffnung des Urteils, sondern der Eintritt der Rechtskraft (siehe den Wortlaut von Art. 93 Abs. 1 VZG; so BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 153a SchKG N. 17; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 93 SchKG N. 4; KUKO-Käser/Häcki, Art. 153a SchKG N. 11). Seit Inkrafttreten der nationalen ZPO kann unberücksichtigt bleiben, ob der Wortlaut von Art. 153a SchKG oder Art. 93 VZG massgebend ist: Gegen den Rechtsöffnungsentscheid steht nur das ausserordentliche Rechtsmittel der Beschwerde offen (Art. 309 lit. b Ziff. 3 ZPO). Mithin erwächst der Entscheid mit dessen Eröffnung in Rechtskraft; der Entscheid ist grundsätzlich sofort vollstreckbar (Art. 325 ZPO; siehe dazu BGE 139 III 466 E. 3.4 und BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 153a N. 17). die Anerkennungsklage i.S.v. Art. 79 SchKG und die Feststellungsklage i.S.v. Art. 93 Abs. 2 VZG einzuleiten (Art. 93 Abs. 1 VZG). Wird das Rechtsöffnungsbegehren hingegen gutgeheissen, hat die Betreibende die Feststellungsklage nach Art. 93 Abs. 2 VZG anhängig zu machen; das Betreibungsamt setzt dafür eine Frist von zehn Tagen an. Eine allenfalls erhobene Aberkennungsklage (Art. 83 Abs. 2 SchKG) hat keinen Einfluss auf diese Frist.Weiterführend BGer 5A_1023/2015 vom 6.9.2016 E. 3.3.1 ff. (namentlich mit Ausführungen zur Koordination von Feststellungs- und Aberkennungsklage). Versäumt die Betreibende eine der genannten Frist, widerruft das Betreibungsamt die Zinssperre (Art. 93 Abs. 3 und 4 VZG; Art. 153a Abs. 3 SchKG). Hat der Mieter/Pächter in solchen Fällen bereits Miet-/Pachtzinsen ans Betreibungsamt geleistet, erfolgt eine Auszahlung der Zinsen an den Zinsgläubiger (Art. 93 Abs. 3 VZG).
BGer 5A_606/2013 vom 21.3.2014 E. 3.2.1–3.2.4. Unabhängig davon besteht für die Betreibende weiterhin die Möglichkeit, innerhalb der zweijährigen Verwertungsfrist (Art. 154 Abs. 1 SchKG) den Rechtsvorschlag und/oder die Einrede zu beseitigen.KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 93 SchKG N. 8; CR-Foëx, Art. 153a SchKG N. 19.
37 (vi) Gelingt der Betreibenden die Beseitigung des Rechtsvorschlags (bzw. fehlt es an einem Rechtsvorschlag), kann sie die Verwertung des Pfandgrundstücks beantragen (Art. 154 Abs. 1 SchKG).
Stellt die Betreibende das Verwertungsbegehren nicht innert der gesetzlichen Frist von zwei Jahren, erlischt die Betreibung (Art. 154 Abs. 2 SchKG); das Betreibungsamt hebt die Zinssperre auf.
BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 154 SchKG N. 32; KUKO-Käser/Häcki, Art. 154 SchKG N. 10. In einem solchen Fall zahlt das Betreibungsamt – zumindest nach einem Teil der Lehre – die eingegangenen Zinsen an den Zinsgläubiger (Vermieter/Verpächter) aus.BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 10 m.w.V.; ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N. 121; Steinauer, Droits Réels III, Rz. 4184. A.A. (Zuweisung der aufgelaufenen Zinse an die betreibende Pfandgläubigerin) Weiss, S. 79; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 154 SchKG N. 32 (mit Verweis auf Art. 22 Abs. 3 VZG); KUKO-Käser/Häcki, Art. 154 SchKG N. 10. Vgl. ferner BGer 5A_606/2013 vom 21.3.2014 E. 3.2.1: Bei einem Widerruf der Zinssperre gemäss Art. 153a Abs. 3 SchKG hat das Betreibungsamt die bereits erhaltenen Miet-/Pachtzinsen an den Vermieter/Verpächter auszuzahlen. Eine Zuweisung der eingegangenen Zinsen an die betreibende Pfandgläubigerin – wie von einem Teil der Lehre gefordertSiehe die Quellen in Fn. 171. – ist m.E. nur dann zulässig, wenn diese Zinsen zur Begleichung der Betreibungsforderung und -kosten genügen und demnach eine Verwertung des Pfandgrundstücks nicht notwendig erscheint (vgl. hiernach 3. Lemma).Die rechtzeitige Stellung des Verwertungsbegehrens führt i.d.R. zur öffentlichen Zwangsversteigerung des Grundstücks (Art. 156 i.V.m. 133 ff. SchKG). Mit Zuschlag des Grundstücks an den Ersteigerer (vgl. Art. 126 i.V.m. Art. 156 und 142a SchKG) – d.h. mit Abschluss der Pfandverwertung – erlischt das Pfandrecht gemäss Art. 806 ZGB.
ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N 115. Vgl. auch BGE 106 III 67 E. 2. Bis zu diesem Zeitpunkt stehen die anfallenden Miet-/Pachtzinsen der betreibenden Grundpfandgläubigerin zu – danach dem Ersteigerer (vgl. N. 26).Damit sich die betreibende Grundpfandgläubigerin aus den angefallenen Miet-/Pachtzinsen befriedigen kann, muss es indes nicht zwingend zur Verwertung des Pfandgrundstücks kommen: Sollten die beim Betreibungsamt eingegangenen Miet-/Pachtzinsen (und/oder anderweitige Erträgnisse) zur Deckung der Betreibungsforderungen und -kosten genügen, bedarf es keiner Verwertung des Pfandgrundstücks;
Amonn/Walther, § 33 N. 23; Fritzsche/Walder, § 34 N. 34 f.; ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N 122; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 157 SchKG N. 7; BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N 8; KUKO-Käser/Häcki, Art. 156 SchKG N. 3. Vgl. auch BGE 64 III 26 S. 28. selbstredend erübrigt sich diesfalls die Stellung des Verwertungsbegehrens. Das Ganze lässt sich auch mit Abschlagszahlungen i.S.v. Art. 95 VZG kombinieren (vgl. N. 42 ff., insb. N. 44).Sollte sich das Grundstück wegen ungenügender Angebote nicht verwerten lassen (Pfandausfall gemäss Art. 158 SchKG), so erhält die betreibende Grundpfandgläubigerin trotzdem die beim Betreibungsamt eingegangenen Miet-/Pachtzinsen (Art. 111 Abs. 2 VZG).
ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N 118; BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 14; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 156 SchKG N. 36 und Art. 157 SchKG N. 7. Kommt es zwar zum Zuschlag, deckt der Erlöst die Forderung nicht vollständig, gilt das Gleiche.ZK-Dürr/Zollinger, Art. 806 ZGB N 119.
E. Rechtsfolgen
38 Die Miet-/Pachtzinssperre wirkt sich in verschiedener Hinsicht aus. Einerseits hat der Mieter/Pächter die Zinsen an das Betreibungsamt zu leisten (Art. 806 Abs. 2 ZGB); zugleich untersagt das Betreibungsamt dem Pfandeigentümer, allfällige Zinszahlungen entgegenzunehmen (Art. 92 Abs. 1 VZG). Andererseits gehen die Verwaltungsbefugnisse über das Pfandgrundstück (teilweise) auf das Betreibungsamt über. Im Einzelnen:
39 (i) Mieter/Pächter: Sobald das Betreibungsamt dem Mieter/Pächter die Anhebung der Betreibung angezeigt hat (N. 33), kann dieser nicht mehr mit befreiender Wirkung an den Zinsgläubiger leisten, sondern nur noch an das Betreibungsamt (Art. 806 Abs. 2 ZGB; Art. 91 Abs. 1 VZG).
40 (ii) Pfandeigentümer: Nach Erlass der Zinssperre ist es dem Pfandeigentümer unter Strafandrohung (Art. 292 StGB) untersagt, Miet-/Pachtzinszahlungen entgegenzunehmen oder darüber Rechtsgeschäfte abzuschliessen (Art. 92 Abs. 1 VZG).
41 (iii) Verwaltung des Pfandgrundstücks: Nach Erlass der Zinssperre hat das Betreibungsamt – an Stelle des Schuldners oder Pfandeigentümers – alle zur Sicherung und zum Einzug der Miet-/Pachtzinsen erforderlichen Massnahmen zu treffen (Art. 94 Abs. 1 VZG). Es ist zulässig, diese Verwaltungsbefugnisse auf einen Dritten zu übertragen (Art. 94 Abs. 2 VZG). Das bedarf der Ergänzung in mehrfacher Hinsicht:
Art. 94 Abs. 1 VZG enthält eine nicht abschliessende Liste («Massnahmen […] wie») von Verwaltungsmassnahmen,
BGer 5A_1061/2019 vom 6.5.2020 E. 6.1.2.1; BGer 4C.367/2000 vom 8.3.2001 E. 1c; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 94 VZG N. 2; SK-Rüetschi/Domenig, Art. 152 SchKG N. 16. A.A. BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 155 SchKG N. 19a. die nach Anordnung der Zinssperre in den Zuständigkeitsbereich des Betreibungsamts (oder des beauftragten Dritten) fallen.Im Einzelnen Brand, S. 26 ff., und KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 94 VZG N. 3 ff. Vgl. auch BGE 129 III 90 E. 3; BGer 7B.32/2005 vom 8.4.2005 E. 1; KGer VD vom 28.9.2004, JDT 2005 II S. 121 ff., E. III.b; KGer VD vom 6.1.2005, JDT 2005 II S. 41 ff., E. II.d. Die Verwaltungsbefugnisse sind allerdings beschränkt: Sie umfassen grundsätzlich nur die dringlichen Sicherungsmassnahmen.Hierzu und zum Folgenden BGE 129 III 90 E. 2.1 und 2.2; BGE 131 III 141 E. 2.3.3 = Pra 2005 Nr. 122; BGer 7B.241/2004 vom 23.12.2004 E. 3.2.2; BGer 5A_1061/2019 vom 6.5.2020 E. 6.1.2.1; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 23 und Art. 155 SchKG N. 19 ff.; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 94 VZG N. 2. Vgl. auch BGer 7B.5/2006 vom 10.3.2006 E. 2. Erst ab Stellung des Verwertungsbegehrens (Art. 154 SchKG) kommen dem Betreibungsamt (bzw. dem beauftragten Dritten) umfassende Verwaltungsbefugnisse zu (Art. 101 VZG; vgl. auch Art. 17 f. VZG).Das Betreibungsamt kann die Verwaltungsbefugnisse auf einen Dritten übertragen, der dafür am geeignetsten erscheint (z.B. Immobilienverwaltung; Art. 94 Abs. 2 VZG). Zulässig ist ebenso die Übertragung auf den betriebenen Schuldner.
OGer TG ZR.2005.123 vom 19.12.2005, RBOG 2006 S. 130 ff., E. 3b. So auch KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 94 VZG N. 13; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 22. Das Bundesgericht qualifiziert die Übertragung der Verwaltungsbefugnisse als Auftrag oder Vertrag sui generis; die Art. 394 ff. OR gelangen in beiden Fällen zur Anwendung.Hierzu und zum Folgenden BGE 129 III 400 E. 1.2 = Pra 2004 Nr. 87. Siehe auch OGer TG ZR.2005.123 vom 19.12.2005, RBOG 2006 S. 130 ff., E. 3b. Siehe im Weiteren den Muster-Verwaltungsvertrag zwischen Betreibungsamt und einem beauftragten Dritten bei Brand, S. 73 ff. Das Verhältnis zwischen Betreibungsamt und Dritten ist öffentlich-rechtlicher Natur.Überschreitet das Betreibungsamt (oder der beauftragte Dritte) seine Kompetenzen nach Art. 94 VZG, kann die entsprechende Verwaltungshandlung mit Beschwerde nach Art. 17 SchKG angefochten werden. Eine allfällige Haftung richtet sich nach Art. 5 SchKG und nicht nach Zivilrecht.
Zum Ganzen BGE 129 III 400 E. 1.2 = Pra 2004 Nr. 87; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 94 VZG N. 9 und 15. Damit das Betreibungsamt von seinen Verwaltungsbefugnissen Gebrauch machen kann, muss das Pfandgrundstück vermietet/verpachtet oder anderweitig vom Anwendungsbereich des Art. 152 Abs. 2 SchKG (N. 25) erfasst sein.
Vgl. BGE 131 III 141 E. 2.3.2 = Pra 2005 Nr. 122; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 6; Schlegel/Zopfi, Rz. 167 (mit kritischen Anmerkungen). Die Betreibende hat innert gesetzlicher Frist das Verwertungsbegehren zu stellen, ansonsten die Betreibung erlischt (Art. 154 Abs. 2 SchKG). Mit dem Erlöschen der Betreibung fallen die Verwaltungsbefugnisse des Betreibungsamtes (bzw. des beauftragten Dritten) dahin.
Fritzsche/Walder, § 34 N. 35; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 154 SchKG N. 31 f.; CR-Foëx, Art. 154 SchKG N. 30.
F. Einzelfragen
1. Abschlagszahlung
42 In erster Linie sind die Miet-/Pachtzinseinnahmen zur Deckung der Verwaltungsauslagen und Verwaltungskosten sowie für allfällige Unterhaltsbeiträge an den Schuldner und seiner Familien (Art. 103 Abs. 2 SchKG) zu verwenden (Art. 94 Abs. 1 VZG).
Nicht betreibenden Grundpfandgläubigerinnen kommt kein Anspruch auf Abschlagszahlungen zu (vgl. Art. 95 Abs. 1 VZG).
KUKO-Käser/Häcki, Art. 157 SchKG N. 14; BSK-Schmid-Tschirren, Art. 806 ZGB N. 11; Herren, S. 1213; Jaeger/Walder/Kull, Art. 152 SchKG N. 19. Eine Abschlagszahlung ist ausgeschlossen, falls der Betreibenden der Nachweis nicht gelingt, dass eine vom Schuldner anerkannte oder rechtskräftig festgestellte Forderung vorliegt; dem Betreibungsamt steht kein Ermessensspielraum zu.
Hierzu und zum Folgenden BGE 130 III 720 E. 2 = Pra 2005 Nr. 92; BGer 5A_1061/2019 vom 6.5.2020 E. 6.1.2.1 a.E. Die Zustimmung des Schuldners (allein) zur Abschlagszahlung genügt nicht. Anders ist der Fall zu beurteilen, wenn der Schuldner die Forderung in Höhe der eingegangenen Miet-/Pachtzinsen anerkennt; gemäss Art. 95 Abs. 2 VZG berechtigt eine Anerkennung zur Abschlagszahlung.KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 95 VZG N. 2.
43 Bei mehreren betreibenden Grundpfandgläubigerinnen (betreffend das gleiche Grundstück) ist eine Abschlagszahlung nur in zwei Fällen zulässig: Es braucht entweder die Zustimmung aller Betreibenden oder die Aufstellung eines Kollokationsplans nach Art. 157 Abs. 3 SchKG sowie der vorgängigen Auflage der Verteilliste
44 Die Abschlagszahlung ermöglicht bei geringeren Forderungen, die Grundpfandgläubigerin zu befriedigen, ohne dass das Grundstück verwertet werden muss. Während der zweijährigen Verwertungsfrist (Art. 154 Abs. 2 VZG) kann die Grundpfandgläubigerin die Zinssperre weiterlaufen lassen, ohne ein Verwertungsbegehren zu stellen; während dieser Zeit wird die Forderung der Grundpfandgläubigerin durch die Abschlagszahlungen schrittweise getilgt (vgl. zum Ganzen N. 37).
45 Fällt der betriebene Grundpfandeigentümer in Konkurs, gilt es Art. 96 VZG zu beachten.
2. Mehrere Pfandgläubiger
46 Stellen mehrere Grundpfandgläubigerinnen ein Betreibungsbegehren mit Antrag auf Pfandhaftausdehnung, richtet sich das Vorrecht hinsichtlich der Miet-/Pachtzinsforderungen nach dem jeweiligen Rang ihrer Grundpfandrechte (Art. 114 Abs. 2 VZG; vgl. Art. 813 ff. ZGB).
3. Streitigkeiten über die Berechtigung an den Miet-/Pachtzinsforderungen
47 Der Grundpfandeigentümer (betriebener Schuldner oder Drittpfandeigentümer) kann mit der Einrede nach Art. 92 Abs. 2 VZG vorbringen, dass sich das Pfandrecht überhaupt nicht oder nur auf einen Teil der Miet-/Pachtzinse erstreckt (s. N. 35). Diese Einrede kommt dem Mieter/Pächter und anderen Dritten nicht zu. Allerdings steht diesen der Weg über das Widerspruchsverfahren offen (Art. 106 ff. SchKG), falls sie mit der Pfandhaftausdehnung auf die Miet‑/Pachtzinse nicht einverstanden sind.
Wenn der Mieter/Pächter (oder ein anderer Drittansprecher) bestreitet, dass sich das Pfandrecht auf die Miet-/Pachtzinse erstreckt, hat das Betreibungsamt ein Widerspruchsverfahren einzuleiten. Danach entscheidet das Betreibungsamt nach seinem Ermessen, wer über die bessere Berechtigung der behaupteten Ansprüche befindet; je nachdem setzt es dem Mieter/Pächter (oder einem anderen Drittansprecher), der Grundpfandgläubigerin, dem Grundpfandeigentümer oder dem Schuldner eine Frist für die Einreichung der Widerspruchsklage.
KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 9. Anders BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 32; AB SchKG AR vom 9.9.1993, AR GVP 1993 Nr. 3235 S. 83 f. Entgegen einem Teil der Lehre ist die Streitigkeit über die Miet-/Pachtzinsforderungen selbst dann im Widerspruchsverfahren zu behandeln, wenn die Grundpfandgläubigerin das Verwertungsbegehren gestellt hat (vgl. Art. 106 Abs. 2 SchKG).
Wohl auch KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 9; SK-Rüetschi/Domenig, Art. 152 SchKG N. 13. A.A. (Kollokationsverfahren) BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 32 a.E. und Art. 157 SchKG N. 51; KUKO-Käser/Häcki, Art. 152 SchKG N. 17. Vgl. ferner BGE 61 III 110; Weiss, S. 69. Solange das zuständige Gericht im Widerspruchsverfahren keinen Entscheid gefällt hat, dauert die Zinssperre an (vgl. Art. 93 Abs. 3 und 4 VZG). Der Zinsschuldner ist damit weiterhin gehalten, an das Betreibungsamt zu leisten, ansonsten er riskiert, den Zins ein weiteres Mal zu bezahlen.
BGer 7B.56/2006 vom 17.5.2006 E. 3.1; BSK-Bernheim/Känzig/Geiger, Art. 152 SchKG N. 31; KUKO-Kren Kostkiewicz, Art. 91 VZG N. 9 a.E.
4. Doppelzahlungsfall
48 Zahlt der Zinsschuldner (Mieter/Verpächter) die Zinsen trotz Zinssperre weiterhin an den Zinsgläubiger (Vermieter/Verpächter), besteht das Risiko, dass der Zinsschuldner ein weiteres Mal an das Betreibungsamt leisten muss (s. N. 39). Falls dieser Doppelzahlungsfall eintritt, stellt sich die Frage, ob dem Zinsschuldner ein Rückzahlungsanspruch gegenüber der Zinsgläubigerin zukommt. Nach hier vertretener Ansicht ist das zu bejahen: Der Zinsschuldner hat grundsätzlich einen bereicherungsrechtlichen Anspruch gegenüber dem Zinsgläubiger (Art. 62 ff. OR). Freilich gilt es zu beachten, dass der Zinsschuldner durch die Doppelzahlung das Inkassorisiko trägt und seinen Bereicherungsanspruch gegenüber dem Zinsgläubiger gegebenenfalls nicht durchsetzen kann.
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