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STRAFPROZESSORDNUNG
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ZIVILGESETZBUCH
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SCHWEIZERISCHES STRAFGESETZBUCH
CYBERCRIME CONVENTION
HANDELSREGISTERVERORDNUNG
- I. Entstehungsgeschichte
- II. Bedeutung der Norm
- III. Geltungsbereich von Art. 11b IRSG
- Literaturverzeichnis
- Materialienverzeichnis
I. Entstehungsgeschichte
1Am 1. März 2019 ist Art. 11b als Teil des neu eingeführten Kapitels 1b des Bundesgesetzes über internationale Rechtshilfe in Strafsachen (IRSG) in Kraft getreten.
2Die Vorschrift wurde im Rahmen der Totalrevision des Bundesgesetzes über den Datenschutz (DSG)
II. Bedeutung der Norm
3Das DSG ist auf das Verfahren der internationalen Rechtshilfe in Strafsachen nicht anwendbar.
4Bei Art. 11b IRSG handelt es sich um ein besonderes Auskunftsrecht im Rahmen hängiger Rechtshilfeverfahren, das anderen verfahrensrechtlichen Bestimmungen vorgeht.
5Die Anwendung von Art. 11b IRSG ist nicht auf Bundesbehörden wie die Bundesanwaltschaft oder das Bundesamt für Justiz beschränkt.
III. Geltungsbereich von Art. 11b IRSG
A. Anwendungsbereich des Auskunftsrechts (Art. 11b Abs. 1 IRSG)
6Art. 11b IRSG dient grundsätzlich dem Ausgleich zwischen Verfahrensrechten und Datenschutz.
7Die Bestimmung gewährt einer Person, gegen die sich ein Ersuchen um zwischenstaatliche Zusammenarbeit in Strafsachen richtet, das Recht, ihre personenbezogenen Daten und die in Art. 11b Abs. 1 lit. a-e IRSG aufgeführten Informationen einzusehen.
8Die betroffene Person besitzt demnach das Recht auf Zugang zu den sie betreffenden Personendaten. Darunter fallen gemäss Art. 5 lit. a DSG «alle Angaben, die sich auf eine bestimmte oder bestimmbare natürliche Person beziehen»
9Gemäss Art. 11b Abs. 1 IRSG hat die betroffene Person das Recht, Auskunft über die Bearbeitung ihrer Personendaten zu erhalten. Dies beinhaltet zunächst das Recht, den Zweck und die Rechtsgrundlage der Bearbeitung zu kennen.
10 Eine Person, gegen die sich ein Ersuchen um zwischenstaatliche Zusammenarbeit in Strafsachen richtet, kann sich gemäss Art. 11d IRSG gegen die rechtswidrige Bearbeitung ihrer Personendaten wehren.
B. Adressatenkreis der Auskunftsberechtigung
11 Gemäss Art. 11b Abs. 1 IRSG unterscheidet sich die Auskunftsberechtigung von jener nach Art. 14 und 16 der EU-Richtlinie 2016/680 dadurch, dass nur die «Person, gegen die sich ein Ersuchen um zwischenstaatliche Zusammenarbeit richtet» und nicht die «betroffene Person» auskunftsberechtigt ist.
12 Anders als die Regelung in Art. 11b Abs. 1 IRSG geht die EU-Richtlinie 2016/680 davon aus, dass bei der Verarbeitung personenbezogener Daten im Rechtshilfeverfahren potenziell verschiedene Kategorien von Personen betroffen sind, denen das Auskunftsrecht zustehen könnte.
13 Aus Art. 11b IRSG ergibt sich jedoch, dass nur Personen, gegen die sich ein Rechtshilfeersuchen richtet, auskunftsberechtigt sind.
14 Die Regelung von Art. 11b Abs. 1 IRSG, wonach das Auskunftsrecht nur den Personen zusteht, gegen die sich das Rechtshilfeersuchen richtet, steht auch im Widerspruch zu anderen datenschutzrechtlichen Bestimmungen des IRSG.
15 Auch im Vergleich zum innerstaatlichen Strafverfahren wird das Auskunftsrecht gemäss Art. 11b IRSG restriktiver gehandhabt.
16 Die restriktive Regelung der Anspruchsberechtigten gemäss Art. 11b IRSG führt aus grund- und menschenrechtlicher Perspektive dazu, dass betroffenen Personen, deren Rechte gemäss Art. 13 Abs. 2 BV und Art. 8 EMRK berührt sind, das Auskunftsrecht in einem Rechtshilfeverfahren verweigert wird.
17 Das Auskunftsrecht im Rahmen eines hängigen Rechtshilfeverfahrens gemäss Art. 11b IRSG ist damit restriktiver ausgestaltet als in den einschlägigen schweizerischen und unionsrechtlichen Bestimmungen. Dies steht im Widerspruch zu Ziel und Zweck von Art. 11b IRSG, der als Datenschutzbestimmung im Sinne der EU-Richtlinie 2016/680 auszulegen ist.
C. Einschränkungen (Art. 11b Abs. 2 IRSG)
18 Das Auskunftsrecht gemäss Art. 11b Abs. 1 IRSG gilt nicht absolut.
19 Gemäss Art. 11b Abs. 2 lit. a–c IRSG kann das Auskunftsrecht betroffener Personen eingeschränkt werden, wenn überwiegende Interessen Dritter (lit. a) oder überwiegende öffentliche Interessen, insbesondere im Hinblick auf die innere oder äussere Sicherheit der Schweiz (lit. b), dies erfordern. Zudem kann das Auskunftsrecht eingeschränkt werden, wenn die Bekanntgabe von Personendaten eine Ermittlung, eine Untersuchung, ein Gerichtsverfahren oder ein internationales Rechtshilfeverfahren gefährden könnte (lit. c).
20 Die Aufzählung in Art. 11b Abs. 2 IRSG ist nicht abschliessend.
21 Zusätzlich zu den in Art. 11b Abs. 2 lit. a-c IRSG genannten Einschränkungsgründen gelten für das Auskunftsrecht auch die in Art. 80b Abs. 2 lit. a-e IRSG aufgelisteten Gründe. Danach kann das Auskunftsrecht eingeschränkt werden, wenn dies im Interesse eines ausländischen Verfahrens liegt (lit. a). Dies betrifft insbesondere Fälle, in denen Kollusionsgefahr besteht und Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass die Auskunftsberechtigten nach Art. 11b IRSG indirekt Zugang zu Beweismitteln des Rechtshilfeverfahrens erhalten könnten und damit die Integrität des ausländischen Strafverfahrens gefährdet wäre.
22 Die in Art. 80b Abs. 2 und Art. 11b Abs. 2 IRSG vorgesehenen Einschränkungsgründe können sich teilweise überschneiden. Die Entscheidung der zuständigen Behörde, die Erteilung von Informationen zu verweigern, einzuschränken oder aufzuschieben, muss jedoch begründet werden. Diese Begründung muss allerdings in einer Weise erfolgen, dass die verweigerten Informationen nicht offengelegt werden.
23 Eine weitere Einschränkung des Auskunftsrechts gemäss Art. 11b IRSG ergibt sich aus dem allgemeinen Geltungsbereich des IRSG. Das IRSG, einschliesslich Art. 11b IRSG, ist auf Rechtshilfeverfahren in Strafsachen nicht anwendbar, wenn die Schweiz mit dem ersuchenden Staat durch einen internationalen Rechtshilfevertrag in Strafsachen verbunden ist.
24 So hat das Bundesstrafgericht in einem konkreten Fall eines strafrechtlichen Rechtshilfeverfahrens, bei dem die Schweiz und die Ukraine durch das Europäische Rechtshilfeübereinkommen (EUeR)
25 Ein Ausschluss des Auskunftsrechts auf der Grundlage eines Staatsvertrags ist jedoch nur möglich, wenn das Schutzniveau des internationalen Rechtshilfeabkommens in Bezug auf das Auskunftsrecht demjenigen des IRSG entspricht. Dies ergibt sich auch aus dem Günstigkeitsprinzip,
Literaturverzeichnis
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Heimgartner Stefan/Niggli Marcel Alexander, Kommentierung zu Art. 80b, in: Niggli Marcel Alexander/Heimgartner Stefan (Hrsg.), Basler Kommentar, Internationales Strafrecht, Basel 2015.
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Ludwiczak Glassey Maria/Bonzanigo Francesca, Protection des données et coopération internationale, AJP 2021, S. 998.
Ludwiczak Glassey Maria/Bonzanigo Francesca, Qualité pour recourir de certaines entités particulières en entraide pénale internationale: hoirie, société dissoute et liquidée et trust, AJP 2022, S. 146.
Ludwiczak Glassey Maria/Wahl Thomas, Chronique de droit pénal suisse dans le domaine international (2021), SRIEL 2022, S. 451.
Meyer Frank, Kommentierung zu Art. 8 EMRK, in: Wolter Jürgen (Hrsg.), Systematischer Kommentar zur Strafprozessordnung, Band X, 5. Aufl., Köln 2018.
Stelzer-Więckowska Marta, Die kleine Rechtshilfe in Strafsachen: grundrechtliche Stellung der betroffenen Person, Zürich 2022.
Materialienverzeichnis
Botschaft vom 21.12.2005 zur Vereinheitlichung des Strafprozessrechts, BBl 2006 1085, abrufbar unter: https://www.fedlex.admin.ch/eli/fga/2006/124/de (zuletzt besucht am 1.7.2024).
EJPD, Erläuternder Bericht zum Vorentwurf für das Bundesgesetz über die Totalrevision des Datenschutzgesetzes und die Änderung weiterer Erlasse zum Datenschutz, 21.12.2016, abrufbar unter: https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/75576.pdf (zuletzt besucht am 1.7.2024).
Botschaft vom 15.9.2017 zum Bundesgesetz über die Totalrevision des Bundesgesetzes über den Datenschutz und die Änderung weiterer Erlasse zum Datenschutz, BBl 2017 6941, abrufbar unter https://www.fedlex.admin.ch/eli/fga/2017/2057/de (zuletzt besucht am 1.7.2024).