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BUNDESVERFASSUNG
OBLIGATIONENRECHT
BUNDESGESETZ ÜBER DAS INTERNATIONALE PRIVATRECHT
LUGANO-ÜBEREINKOMMEN
STRAFPROZESSORDNUNG
ZIVILPROZESSORDNUNG
BUNDESGESETZ ÜBER DIE POLITISCHEN RECHTE
ZIVILGESETZBUCH
BUNDESGESETZ ÜBER KARTELLE UND ANDERE WETTBEWERBSBESCHRÄNKUNGEN
BUNDESGESETZ ÜBER INTERNATIONALE RECHTSHILFE IN STRAFSACHEN
DATENSCHUTZGESETZ
BUNDESGESETZ ÜBER SCHULDBETREIBUNG UND KONKURS
SCHWEIZERISCHES STRAFGESETZBUCH
CYBERCRIME CONVENTION
HANDELSREGISTERVERORDNUNG
- I. Einleitung
- II. Sachlicher Anwendungsbereich des CCC bei der kleinen Rechtshilfe
- III. Rechtsquellen im Rechtshilfeverkehr
- IV. Verpflichtung, Rechtshilfe zu leisten
- V. Prinzip des maximalen Entgegenkommens
- VI. Übermittlungsformen im Rechtshilfeverkehr
- VII. Ausgestaltung des Prinzips der doppelten Strafbarkeit
- VIII. Durchbrechung des Fiskalvorbehaltes
- IX. Gesetzgebungsauftrag an die Vertragsstaaten
- Literaturverzeichnis
- Materialienverzeichnis
I. Einleitung
1 Art. 25 CCC fasst unter der Marginalie «Allgemeine Grundsätze der Rechtshilfe» verschiedene Regelungen betreffend die kleine Rechtshilfe im Anwendungsbereich des CCC zusammen.
den sachlichen Anwendungsbereich des CCC (Abs. 1),
die im Rechtshilfeverfahren einschlägigen Rechtsquellen (Abs. 4),
die Pflicht, kleine Rechtshilfe zu leisten (Abs. 1),
das Prinzip des maximalen Entgegenkommens (Abs. 1),
die möglichen Übermittlungsformen im Rechtshilfeverkehr (Abs. 3),
die Ausgestaltung des Prinzips der doppelten Strafbarkeit (Abs. 5) und
die Durchbrechung des Fiskalvorbehalts (Abs. 4).
2 Des Weiteren enthält Art. 25 Abs. 2 CCC einen Gesetzgebungsauftrag an die Vertragsstaaten.
3 Das CCC soll die zwischen den Vertragsparteien bestehenden zwei- oder mehrseitigen Verträge und Übereinkünfte (insbesondere auch das EUeR
II. Sachlicher Anwendungsbereich des CCC bei der kleinen Rechtshilfe
4 Der sachliche Anwendungsbereich des CCC für die kleine Rechtshilfe wird in Art. 25 Abs. 1 CCC geregelt und hat zwei alternative Anknüpfungspunkte: Einerseits kann an die untersuchte Straftat angeknüpft werden («Straftaten in Zusammenhang mit Computersystemen und -daten») und andererseits an die zu erhebenden Beweise («Beweismaterial in elektronischer Form»).
A. Straftat als Anknüpfungspunkt
5 Der sachliche Anwendungsbereich greift einerseits, falls der Verdacht besteht, dass eine in den Art. 2–11 CCC umschriebene Straftat begangen worden ist.
6 Bei der prima-facie-Prüfung dieses sachlichen Anwendungsbereichs durch die Rechtshilfebehörden ist insbesondere Folgendes zu beachten: Gewisse Elemente des sachlichen Anwendungsbereichs gehören grundsätzlich zum rechtlich relevanten Sachverhalt, den es im Rahmen der ausländischen Strafuntersuchung abzuklären gilt; unter Umständen sollen gerade mit den nachgesuchten Beweismassnahmen diese Punkte geklärt werden. Entsprechend sind keine hohen Anforderungen an die Umschreibung dieser Sachverhaltselemente zu stellen.
B. Beweise in elektronischer Form als Anknüpfungspunkt
7 Gilt es im Rahmen der Rechtshilfe in Strafsachen Beweise zu erheben, welche in elektronischer Form vermutet werden, so greift der sachliche Anwendungsbereich des CCC unabhängig vom zu untersuchenden Delikt.
III. Rechtsquellen im Rechtshilfeverkehr
A. Rechtshilfebestimmungen
8 Rechtshilfeverfahren im Geltungsbereich des CCC richten sich primär nach den einschlägigen Staatsverträgen und dem CCC.
B. Subsidiäres Verfahrensrecht in der Schweiz
9 Fehlt es den Rechtshilfebestimmungen an einschlägigen prozessualen Regelungen, so gelangen in hiesigen Rechtshilfeverfahren die StPO
IV. Verpflichtung, Rechtshilfe zu leisten
10 Gestützt auf Art. 25 Abs. 1 CCC ist der ersuchte Staat verpflichtet, falls sämtliche Rechtshilfevoraussetzungen erfüllt sind, kleine Rechtshilfe zu leisten, wenn er von einer Vertragspartei darum ersucht wird.
11 Bei der ausservertraglichen Rechtshilfe in Strafsachen besteht kein Anspruch auf zwischenstaatliche Zusammenarbeit in Strafsachen (vgl. Art. 1 Abs. 4 IRSG).
V. Prinzip des maximalen Entgegenkommens
12 Art. 25 Abs. 1 CCC verpflichtet den ersuchten Staat, Rechtshilfeersuchen im Anwendungsbereich des CCC «im grösstmöglichen Umfang» zu entsprechen (sog. Prinzip des maximalen Entgegenkommens
13 Das Prinzip des maximalen Entgegenkommens ist ein allgemein anerkannter Grundsatz der Rechtshilfe in Strafsachen, der nicht nur programmatischen Charakter hat. Der Grundsatz beinhaltet das oben erwähnte Günstigkeitsprinzip.
14 Das Prinzip des maximalen Entgegenkommens bezieht sich zudem auf den Umfang der zu leistenden Rechtshilfe.
VI. Übermittlungsformen im Rechtshilfeverkehr
15 Gemäss dem IRSG sind an die Schweiz gerichtete Rechtshilfeersuchen grundsätzlich in schriftlicher Briefform an das Bundesamt für Justiz zu richten.
16 Im Anwendungsbereich des CCC erlaubt Art. 25 Abs. 3 CCC in dringenden Fällen, dass «schnelle Kommunikationsmittel einschliesslich Telefax oder elektronischer Post» genutzt werden. Dies gilt nicht nur für das Stellen von Rechtshilfeersuchen, sondern für den gesamten Rechtshilfeverkehr.
17 Zeitliche Dringlichkeit ist gegeben, wenn mit der Übermittlung in Schriftform ein Beweisverlust drohen könnte. Dies ist insbesondere der Fall, falls es rechtshilfeweise Daten zu erheben gilt.
18 Es besteht kein numerus clausus in Bezug auf die Kommunikationsmittel, die verwendet werden dürfen. In der Praxis werden insbesondere E-Mail, Telefax sowie staatliche Filesharing-Plattformen genutzt. Rechtshilfeersuchen können jedoch auch telefonisch gestellt werden.
19 Die massgebenden Sicherheits- und Authentisierungsstandards ergeben sich aus den nationalen Rechtsordnungen bzw. den Richtlinien und der Praxis der entsprechenden Behörden.
VII. Ausgestaltung des Prinzips der doppelten Strafbarkeit
20 Art. 25 Abs. 5 CCC regelt die Ausgestaltung des Grundsatzes der beidseitigen Strafbarkeit.
A. Prinzip der doppelten Strafbarkeit
21 Die doppelte Strafbarkeit ist ein klassisches Prinzip der internationalen Zusammenarbeit.
B. Prinzip der doppelten Strafbarkeit im Anwendungsbereich des CCC
22 Sind im Rahmen des Rechtshilfeverfahrens Massnahmen anzuwenden, welche prozessualen Zwang erfordern, so gilt im Anwendungsbereich des CCC das Prinzip der beidseitigen Strafbarkeit.
23 Nach den allgemeinen Grundsätzen ist die Strafbarkeit nach dem Recht des ersuchenden Staates – auch im Anwendungsbereich des CCC – im hiesigen Rechtshilfeverfahren grundsätzlich nicht zu prüfen, vorbehältlich Fälle offensichtlichen Missbrauchs.
24 Zur Frage der doppelten Strafbarkeit nach schweizerischem Recht prüft die ausführende Behörde, ob der im Rechtshilfeersuchen wiedergegebene Sachverhaltskomplex prima facie unter eine schweizerische Strafnorm subsumiert werden kann.
VIII. Durchbrechung des Fiskalvorbehaltes
25 Traditionellerweise enthalten zahlreiche – sowohl nationale als auch internationale – Rechtsquellen einen sog. Fiskalvorbehalt.
26 Satz zwei von Art. 25 Abs. 4 CCC soll sicherstellen, dass allfällige Fiskalvorbehalte der Rechtshilfe im Anwendungsbereich des CCC nicht im Wege stehen, falls Straftaten i.S.v. Art. 2–11 CCC untersucht werden. Da es sich bei den in den Art. 2–11 CCC beschriebenen Straftaten nicht um Fiskaldelikte handelt
IX. Gesetzgebungsauftrag an die Vertragsstaaten
A. Allgemein
27 Art. 25 Abs. 2 CCC verpflichtet die Vertragsstaaten, bei der Ausgestaltung ihrer nationalen Rechtsordnung sicherzustellen, dass ein innerstaatliches Instrumentarium zur Umsetzung der Bestimmungen von Art. 27–35 CCC besteht.
28 Die Verpflichtung richtet sich grundsätzlich an die Legislative und setzt ein aktives Tätigwerden des Vertragsstaates voraus – falls das innerstaatliche Recht den Vorgaben (noch) nicht genügt. Vertragsstaaten, die bereits über die notwendigen rechtlichen Instrumente verfügen, müssen gesetzgeberisch nicht tätig werden.
B. Umsetzung in der Schweiz
29Die Bestimmungen der Art. 27–35 CCC sind nach hiesigem Verständnis grundsätzlich als self-executing zu qualifizieren.
30 Zur Umsetzung des Art. 30 CCC (Umgehende Weitergabe gesicherter Verkehrsdaten) sowie Art. 33 CCC (Rechtshilfe bei der Erhebung von Verkehrsdaten in Echtzeit) wurde mit Bundesbeschluss vom 18. März 2011 Art. 18b IRSG mit der Marginalie «Elektronische Daten» in das Gesetz eingefügt.
Literaturverzeichnis
Böhi Simon, Kommentierung zu Art. 18b IRSG, in: Niggli Marcel Alexander/Heimgartner Stefan (Hrsg.), Basler Kommentar, Internationales Strafrecht, IRSG, GwÜ, Basel 2015.
Dangubic Miro, Parteistellung und Parteirechte bei der rechtshilfeweisen Herausgabe von Kontoinformationen, forumpoenale 2018, S. 112–117.
Dangubic Miro/Clerc Yves, Art. 80dbis – ein Überblick, forumpoenale 2022, S. 287–292.
Donatsch Andreas/Heimgartner Stefan/Meyer Frank/Simonek Madeleine, Internationale Rechtshilfe, 2. Aufl., Zürich et al. 2015.
Donatsch Andreas/Godenzi Gunhild/Tag Brigitte, Strafrecht I, Verbrechenslehre, 10. Aufl., Zürich 2022.
Garré Roy, Kommentierung zu Art. 35 IRSG, in: Niggli Marcel Alexander/Heimgartner Stefan (Hrsg.), Basler Kommentar, Internationales Strafrecht, IRSG, GwÜ, Basel 2015.
Graf Damian K., in: Ackermann Jürg-Beat (Hrsg.), Wirtschaftsstrafrecht der Schweiz, Hand- und Studienbuch, 2. Aufl., Bern 2021.
Graf Damian K., Kommentierung zu Art. 32 CCC, in: Graf Damian K. (Hrsg.), Onlinekommentar, Übereinkommen über die Cyberkriminalität (Cybercrime Convention), abrufbar unter https://onlinekommentar.ch/de/kommentare/ccc32, besucht am 21.11.2023.
Heimgartner Stefan, Kommentierung zu Art. 64 IRSG, in: Niggli Marcel Alexander/Heimgartner Stefan (Hrsg.), Basler Kommentar, Internationales Strafrecht, IRSG, GwÜ, Basel 2015.
Heimgartner Stefan/Niggli Marcel Alexander, Kommentierung zu Einführung IRSG, in: Niggli Marcel Alexander/Heimgartner Stefan (Hrsg.), Basler Kommentar, Internationales Strafrecht, IRSG, GwÜ, Basel 2015.
Kocher Martin, Kommentierung zu Art. 3 IRSG, in: Niggli Marcel Alexander/Heimgartner Stefan (Hrsg.), Basler Kommentar, Internationales Strafrecht, IRSG, GwÜ, Basel 2015.
Popp Peter, Grundzüge der internationalen Rechtshilfe in Strafsachen, Basel et al. 2001.
Materialienverzeichnis
Botschaft über die Genehmigung und die Umsetzung des Übereinkommens des Europarates über die Cyberkriminalität vom 18.6.2010, BBl 2010 4697 ff., abrufbar unter https://www.admin.ch/opc/de/federal-gazette/2010/4697.pdf, besucht am 21.10.2023 (zit. Botschaft 2010).
Explanatory Report to the Convention on Cybercrime, European Treaty Series – No. 185, Budapest, 23.XI.2001, abrufbar unter https://rm.coe.int/CoERMPublicCommonSearchServices/DisplayDCTMContent?documentId=09000016800cce5b, besucht am 21.10.2023 (zit. Explanatory Report).